Mai 2022 – Ausgabe 39

Wie viel Sport darf und muss es sein? Was ist von kardiologischer Seite zu beachten?

PD Dr. med. Markus Heckmann
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Dr. med. Frank Heckmann
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Schlüsselwörter: kardiovaskuläres Risiko beim Sport, kardiologisches Screening, nichtinvasive Koronardiagnostik

Da sehr intensives Training mit kardialen und vaskulären Schäden einhergehen kann, ist die sportkardiologische Betreuung auch von Breitensportlern im mittleren und fortgeschrittenen Alter sinnvoll. In der ATOS Klinik Heidelberg wird über die Basisdiagnostik mit Erstellung eines individuellen Risikoprofils hinaus auch eine hochspezialisierte kardiologische und angiologische Diagnostik angeboten.

Die positiven Effekte von Sport auf die kardiovaskuläre Gesundheit sind wissen­schaftlich unumstritten. So kann ein aktiver Lebensstil die negativen Auswirkungen von Übergewicht und anderen kardiovas­kulären Risikofaktoren in Teilen kompen­sieren. Regelmäßige sportliche Aktivität wirkt über verschiedene bekannte und noch unbekannte molekulare Mechanis­men entzündungshemmend, plaquesta­ bilisierend, antidepressiv und senkt die kardiovaskuläre Mortalität um bis zu 50 % [1,2]. Vor allem für Ausdauersportarten wie z. B. Laufen/Joggen und Ballsportarten wie Fußball ist die gesundheitsfördernde Funktion der Bewegung auf das Herz­ Kreislauf­System in Studien gut belegt [3]. Der geschätzte lebensverlängernde Effekt von moderater bis hoher körperlicher Aktivität beträgt im Mittel 7 bis 8 Jahre [4]. Trotz der klaren gesundheitsfördernden Funktion von regelmäßiger sportlicher Aktivität zeigen aktuelle Studien, dass lange und intensive Trainingseinheiten mit kurzfristigen und langfristigen kardialen und vaskulären Schäden wie einer be­schleunigten Koronararterienverkalkung, einer belastungsinduzierten Erhöhung kardialer Biomarker, einer kardialen Binde­gewebsvermehrung und frühem Vorhof­flimmern einhergehen [5]. Dies macht eine sportkardiologische Betreuung bei Leistungssportlern und Breitensportlern mittleren und fortgeschrittenen Alters sinnvoll.

Leistungssport und Breitensport und das kardiovaskuläre Risiko

Obwohl die Übergänge zum Teil fließend sind, unterscheidet sich die muskuloske­ lettale und kardiopulmonale Belastung von Leistungssportlern und Breitensportlern erheblich. Nach einer Herzmuskelentzün­dung ist beispielsweise die Notwendigkeit einer Abstinenz von Leistungssport gut belegt, wohingegen es für die Abstinenz vom Breitensport, obwohl immer gefordert, keine gute Datenlage gibt. Gerade im kardiovaskulären Bereich zeigt sich, dass eine Extrapolation vom Leistungssport auf den Breitensport nicht immer richtig ist. Während man im Breitensport klar sagen kann, mehr ist mehr bzw. mehr ist besser, zeigt sich im Hinblick auf das kardiovas­kuläre Risiko eine U­Kurve im Leistungs­sport [6]. Das Risiko für bestimmte Herz­erkrankungen wie Vorhofflimmern steigt leicht bei langanhaltender körperlicher Belastung auf hohem Niveau (Abb. 1).

Durch ein verpflichtendes kardiologisches Screening von Profisportlern sind in den letzten Jahren die schockierenden Schlagzeilen von tödlichen kardiovasku­lären Ereignissen auf dem Spielfeld zurückgegangen. Kardiovaskuläre Ereig­nisse mit tödlichem Ausgang sind bei jungen Sportlern oft auf eine unerkannte Herzmuskelerkrankung zurückzuführen. Ab einem Alter von 35 Jahren nimmt der Anteil von unerkannten Erkrankungen der Herzkranzgefäße stetig zu und dominiert schließlich die Ursachenliste für den plötzlichen Herztod während körperlicher Betätigung [8]. Ein fehlendes verpflichten­des Screening im kompetitiven Breitensport setzt diese Sportler einem eigentlich unnötigen Risiko aus.

Obwohl das Langzeitrisiko für Herzinfarkte und potenziell tödliche Herzrhythmus­störungen mit regelmäßiger sportlicher Betätigung sinkt, steigt das akute Risiko während des Sports deutlich an [5]. Die Verbindung aus sehr intensiven Trainings­einheiten und einer bekannten oder doch häufig unbekannten Herzerkrankung bedingt diesen Anstieg [7].

Sportkardiologische Untersuchungen in der ATOS Klinik

Wir bieten den von uns betreuten Sport­lern in unserer Praxis eine umfassende Basisdiagnostik bestehend aus einem EKG, einer Spiroergometrie, einem Belas­tungs­EKG und einer Echokardiographie sowie einem ausführlichen Labor an. Das Ruhe­EKG, das Belastungs­EKG und die Echokardiographie (Abb. 2) dienen dem Screening von Herzmuskelerkrankung und geben den ersten Anhalt für das Vor­liegen einer koronaren Herzerkrankung.  Mit der Spiroergometrie ermitteln wir die kardiorespiratorische Belastbarkeit und können diese dann im Verlauf beurteilen. Eine Blutuntersuchung dient neben einer guten Anamnese der Optimierung des Risikoprofils.

Zur weiterführenden Diagnostik haben wir zusammen mit den Kollegen der Radiologie das interdisziplinäre Zentrum für angiologische und kardiologische Bildgebung in der ATOS Klinik gegründet. Hier können wir auf mehr als 30 Jahre Expertise in der kardiovaskulären Bild­gebung zurückgreifen. Mit einem neuen Somatom­Flash CT­Scanner können wir eine nicht invasive Untersuchung der Koronargefäße durchführen, die eine invasive Herzkatheterdiagnostik ersetzt. Gerade Patienten mit erhöhtem Risiko­profil können so von einer optimalen medi­zinischen Versorgung profitieren (Abb. 3). Zur weiteren funktionellen Diagnostik bzw. Gewebecharakterisierung können wir ebenfalls eine Stressechokardiographie oder eine Kardio­MRT durchführen (Abb. 4). Mit diesen Werkzeugen an der Hand bieten wir unseren Patienten Sicherheit und eine optimale Betreuung bei einer der schönsten Beschäftigungen im Leben – dem Sport.