Mai 2022 – Ausgabe 39

Von Windeldermatitis bis zur Teenager-Akne: Der Hautarzt begleitet Kinder von Anfang an

Jäger

Dr. med. Claudia Jäger
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Kinder sind nicht gleichzusetzen mit kleinen Erwachsenen, auch nicht im Hinblick auf ihre Haut. Die verschiedenen Altersstufen der Kinder stellen dabei eine besondere Herausforderung dar, da sich die Haut in ihren Eigenschaften mit zunehmendem Alter der Kinder ändert. So unterscheidet sich die zarte Baby-Haut von der Haut eines Teenagers, der mit dem einen oder anderen Zeichen der Pubertät zu kämpfen hat, unter Umständen deutlich. Die pädiatrische Dermatologie nimmt daher eine wichtige Stellung im Fachgebiet Dermatologie ein.

Abb. 1: Auch Kuscheltiere kommen zum Hautarzt. (Foto: Claudia Jäger)

Kinder sind auch bei der Pflege und Gesunderhaltung der Haut auf die Hilfe und Fürsorge ihrer Erziehungsberechtigten angewiesen. In der pädiatrischen Dermatologie geht es vor allem darum, Erkrankungen früh zu erkennen, adäquat zu therapieren und somit möglichen Kom­plikationen vorzubeugen. So mag ein Mückenstich zunächst eine Banalität sein, kann aber bei durch heftigen Juckreiz getriggertem Kratzen zu einer Super­infektion und Narbenbildungen führen.

Von Geburt bestehende oder in den ersten Lebenswochen auftretende Muttermale wirken auf die jungen Eltern oft beunruhigend, sind jedoch meist harm­los. Hämangiome (Blutschwämmchen) können allerdings gerade in den ersten Lebensmonaten deutlich wachsen und sollten gegebenenfalls behandelt werden. Auch bei Tumoren der Haut, die auch schon im Kindesalter auftreten können, kommen schonende, nicht­invasive Diagnostikmethoden wie Ultraschall und bildgebende Verfahren zum Einsatz.

Sollte doch ein operativer Eingriff erforder­lich sein, kann dieser zumeist gut in örtlicher Betäubung im Beisein der Eltern erfolgen. Durch zum Beispiel ein betäu­bendes Anästhesiepflaster wird die örtliche Betäubung optimal vorbereitet. So können die meisten Eingriffe ambulant durchgeführt und ein Krankenhausaufent­halt vermieden werden. Auch unter dem Aspekt, dass ab der frühen Pubertät das Risiko für Narbenkeloide, wuchernde Narben, steigt, ist es in einigen Fällen ratsam, notwendige Eingriffe nicht hinaus­zuzögern. Hierbei gilt im Hinblick auf ein möglichst ansprechendes ästhetisches Ergebnis, bereits bei der Operation durch die Wahl einer schonenden Operations­technik eine unauffällige Narbe zu schaffen. Bestehen unschöne Narben, z. B. nach Unfällen, sollten diese frühzeitig korrigiert werden. Auch schon bei Kindern können gute Erfolge bei der Narben­behandlung erzielt werden. Behandlungs­methoden, wie das Unterspritzen der Narben in Kombination mit Lasertherapie, können das optische Bild von Narben erheblich verbessern.

Gleich zu Beginn wird ein Neugeborenes mit vielen Umweltfaktoren konfrontiert, an die eine Anpassung erforderlich ist. Insbesondere an der Haut sind diese Anpassungsprozesse oft gut sichtbar.

Spezifische Dermatosen der Neugebo­renen-­ und Säuglingsperiode, wie zum Beispiel Hautausschläge oder die Säuglingsakne, sind in der Regel selbst­ limitierend und bedürfen keiner spezifi­schen Therapie. Anders hingegen sieht es bei Erkrankungen aus, die durch beeinflussbare äußere Faktoren entstehen, wie zum Beispiel der Windeldermatitis.

Auch bei der Wahl von Therapien für dermatologische Erkrankungen gilt es bei den Kindern einiges zu beachten. Therapien, die bei Erwachsenen erfolg­reich angewandt werden, sind bei Kindern häufig nicht zugelassen. Hinzu kommt, dass die Haut der Kinder viel dünner ist als die eines ausgewachsenen Men­schen und somit eine andere Dosierung zu wählen ist. So ist zum Beispiel das Verhältnis des Köpervolumens zur Ober­fläche bei Säuglingen 2,5­fach höher als bei einem Erwachsenen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit systemischer Wirkun­gen bei lokal applizierten Medikamenten wesentlich höher.

Kommen die Kinder ins Kleinkind und Schulalter, tritt mit zunehmender Neugier auch mehr Kontakt zu anderen Kindern und Tieren auf. Aufgeschlagene Knie, Sonnenbrände, Tierbisse und Insektenstiche nehmen zu. Auch ist dies der Lebensabschnitt mit den meisten Verbrennungen und Verbrühungen, die rasch professionell versorgt werden sollen. Zudem ist dies das klassische Alter für exanthematische „Kinderkrankheiten“. Mumps, Masern, Röteln, Scharlach, aber auch Viruswarzen und Herpesviren spielen in diesem Alter eine zunehmende Rolle. Bei engem Kontakt zu anderen Kindern können zudem Erreger wie Läuse und Krätzmilben übertragen und somit zu einem Problem im sozialen Umfeld werden.

Atopische Dermatitis und Psoriasis als früh auftretende chronische Erkrankung

Auch chronische Erkrankungen, wie die atopische Dermatitis oder die Psoriasis (Schuppenflechte), spielen bereits in früher Kindheit eine wichtige Rolle. 10 bis ­15 % aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind an Neurodermitis erkrankt. Da diese nicht heilbar ist, kann diese Erkrankung ohne adäquate Therapie eine enorme Belastung sowohl für die Kinder als auch ihre Familien darstellen. Insbesondere der Juckreiz mit daraus resultierenden Schlaf-­ und Konzentrationsstörungen ist eine große Herausforderung für die ganze Familie. Hier ist eine intensivierte Zusam­menarbeit zwischen Dermatologen, den Patienten und den Eltern erforderlich, die durch spezielle Neurodermitis­Schu­lungen unterstützt werden kann.

Jugendliche entwickeln in 80 % eine Form der Akne, von denen etwa 30 % einer medizinischen Therapie bedürfen. Hier ist ein wichtiges Ziel, der Entstehung von Aknenarben vorzubeugen und somit Folgen zu verhindern, die die Heranwach­senden ein Leben lang begleiten. Hierbei berät und begleitet der Dermatologe die stadiengerechte Therapie. Je nach Ausprägungsform ist eine Lokaltherapie ausreichend. Bei schwerwiegenderen Befunden allerdings ist eine systemische Therapie mit Isotretinoin indiziert. Medi­zinische Akneausreinigung, Laser, IPL­ Behandlungen und Peelings ergänzen die zuvor genannten Therapiemöglichkeiten.

Neben den Krankheiten mit Hautbeteili­gung ist der Schutz der Haut unserer Kinder ein wesentlicher Bestandteil in der pädiatrischen Dermatologie. Adäquater Sonnenschutz durch das Meiden der Mittagssonne, Textilien und die richtigen Sonnenschutzpräparate sind essenziell in der Vorsorge von späteren Hautschäden. Daher sollte bereits im Kindesalter die Haut optimal geschützt und behandelt werden.