Mai 2020 – Ausgabe 35

Sanierung einer störenden Rezidiv- und Fußvarikosis beim sportlichen Patienten

Dr. Med. Darius Sadeghian
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Im Laufe der Jahre entwickelt sich, trotz operativer Therapie der Insuffizienz der Vena saphena magna, in einer Vielzahl der Fälle eine Rezidivvarikose. Oft geht diese von Perforansvenen aus; zusätzlich können auch Venen im Bereich des Fußrückens eine variköse Veränderung zeigen. Bei sportlich aktiven Patienten können hier störende Stauungen und Rötungen im Bereich des Sportschuh-Randes entstehen, die zu einem Ulkus führen können.

Zudem wird das Tragen eines Kompressionsstrumpfes bei sportlicher Aktivität meist als unangenehm und schweißtreibend empfunden. Die optische Komponente, gerade bei unbekleideten Beinen, führt zu Schamgefühl. Der Patient fühlt sich somit bei sportlicher Aktivität und auch in der Freizeit unwohl. Wenn er bereits an den Venen voroperiert wurde oder andere Therapieverfahren durchlebt hat, zögert er oft, eine nochmalige Therapie zu initiieren.

Anamnese und Befund

Im hier vorgestellten Fall handelt es sich um einen sportlich aktiven 57-jährigen Mann, der im Rahmen der Vor-operation eine Unterschenkelvenenthrombose durchlitten hatte. Zusätzlich hatte sich nach der Voroperation eine nichtsanierte Perforansinsuffizienz der Cockett’schen Gruppe mit spürbarer Überwärmung der Haut bei venösem Hochdruck am linken Unterschenkel entwickelt. Man spricht hier von einer chronisch-venösen Insuffizienz Stadium II. Das tägliche Tragen eines Kompressionsstrumpfes lehnte der Patient ab. Für Flugreisen oder längere Autofahrten war er nur bedingt bereit, diesen Strumpf zuakzeptieren. Wegen der doch bestehenden Unzufr-iedenheit mit der Situation hat er sich erneut beim Phlebologen vorgestellt.

Diagnostik

Das tiefe Venensystem wurde mittels Farbduplex präoperativ untersucht und war bis auf Unregelmäßigkeiten im Bereich der Unterschenkelvenen als Folge der vorausgegangenen Beinvenenthrombose frei durchgängig. Ein Reflux im Bereich der Stammvenen oder ein Crossenrezidiv der Vena saphena magna oder parva bestanden nicht.

Operatives Vorgehen und Verlauf

Wir haben trotz der Vorgeschichte eine nochmalige operative Revision empfohlen. Diese Operation kann entweder in ITN oder – bei guter Compliance des Patienten – sogar in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Die genaue farbduplexsonographische Markierung durch den Operateur selbst ist hier entscheidend. Die mikro-chirurgische Venen-Entfernung ist in geübten Händen ohne Beschädigung von Nerven oder Sehnen möglich, da die Vene direkt unter der Haut aufgesucht wird.

Der Patient konnte nach 2 Tagen im Alltag kurze Strecken problemlos und schmerzfrei laufen. Er war jedoch für ca. 2 Wochen krankgeschrieben, da längeres Stehen und Sitzen zunächst vermieden werden sollte. Nach Abnahme der postoperativen Verbände am zweiten Tag wird ein Kompressionsstrumpf für 4 bis 6 Wochen getragen. Je nach Hautverschluss können die Hautfäden oder Steristrips nach 12 Tagen entfernt werden. Erste sportliche Aktivitäten waren nach 14 Tagen erlaubt. Saunabesuche können frühestens nach etwa 6 Wochen erfolgen, da im Bereich der postoperativen Hämatome eine lokale Überwärmung kontraproduktiv wäre und die Resorption der Hämatome eine gewisse Zeit benötigt. Im beschriebenen Fall hat der Patient einen deutlichen Vorteil im Bereich der Unterschenkelregion bemerkt. Er berichtete über deutlich reduzierte Verkrampfungen im Bereich der Wadenmuskulatur; ebenso wurde das Bein als wesentlich leichter empfunden. Wegen der postthrombotischen Situation als Folge der Vorgeschichte raten wir ihm jedoch weiterhin zum Tragen eines Kompressionsstrumpfes bei längeren Reisen oder langem Stehen im Sinne einer Prophylaxe. Eine jährliche Kontrolle kann bei Entwicklung kleiner Varizen eine nochmalige Entfernung in Lokalanästhesie nach sich ziehen. Der Patient weiß sich jedoch in guten Händen und wird sich vertrauensvoll wieder vorstellen.