Oktober 2023 – Ausgabe 42

Orthopädische Spätschäden bei Golfspielerinnen und -spielern

Buckup

Dr. med. Johannes Buckup

Schlüsselwörter: Tendinopathie der Rotatorenmanschette, Rotatorenmanschettenläsionen, Golferellenbogen, Tennisellenbogen, Hüftimpingement

Orthopädische Spätschäden bei Golfspielerinnen und -spielern sind weit verbreitet und werden durch wiederholte und einseitige Belastungen verursacht. Hauptsächlich betroffen sind die Schulter, der Ellenbogen, die Wirbelsäule und das Handgelenk. Zur Prävention dienen an erster Stelle das Erlernen eines sauberen Golfschwungs und die Vermeidung eines unphysiologischen Golfschlags.

Golf ist eine zunehmend beliebte Sportart, die weltweit von vielen Millionen Menschen ausgeübt wird. Während im Jahr 2000 noch insgesamt 25 Millionen Golfspielende gezählt wurden, waren es im Jahr 2020 bereits über 55 Millionen. Eine hohe Zahl an Golfspielenden ist über 50 Jahre alt und bringt nicht selten bereits orthopädische Vorschäden aus anderen Sportarten wie Fußball, Laufen oder Tennis mit. Obwohl Golf im Allgemeinen als eine sichere Sportart angesehen wird, können wiederholte und einseitige Belastungen zu orthopädischen Überlastungs- und Spätschäden führen. Je nach Studie und Population beklagen bis zu 60 Prozent der Golferinnen und Golfer chronische muskuloskelettale Beschwerden. In diesem Artikel werden die Ursachen, einzelne Pathologien und Präventionsstrategien von orthopädischen Spätschäden diskutiert.

Ursachen von orthopädischen Spätschäden bei Golfspielerinnen und -spielern

Orthopädische Spätschäden bei Golfspielerinnen und -spielern können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter biomechanische Faktoren, Trainingsgewohnheiten, Ausrüstung, Alter und Geschlecht. Vor allem ist es ein falscher Golfschwung, ferner einseitige Belastungen und biomechanische Ungleichgewichte, welche zu Schäden an Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern führen.

Die meisten orthopädischen Spätschäden betreffen die Schulter, den Ellenbogen, die Wirbelsäule und das Handgelenk. Aber auch Hüfte, Knie und Sprunggelenk sind hohen Belastungen ausgesetzt und können durch eine repetitive Fehlbelastung Spätschäden entwickeln.

Eine der Hauptursachen ist eine falsche Technik beim Golfspiel. Ein schlechter Schwung, eine unzureichende Körperausrichtung oder eine unangemessene Griffhaltung führen zu Verletzungen und Überlastungsschäden. Der fehlerhaft ausgeführte Schwung führt hierbei eher zu einer Überbeanspruchung der Schulter- und Rückenmuskulatur, während eine unzureichende Körperausrichtung und Griffhaltung zu Verletzungen des Handgelenks und des Ellenbogens führen kann.

Der Golfschwung

Der Golfschlag besteht aus mehreren Phasen, welche miteinander verknüpft sind und zusammenarbeiten müssen, um einen erfolgreichen Schlag auszuführen.

In der Standphase (Ausgangsstellung) kommt es auf eine stabile Haltung an, bei der die Füße schulterbreit aufgestellt sind und das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilt ist. In der Rückschwungphase wird der Oberkörper gedreht und der Schläger in Position gebracht. Es kommt zu einer Rotation zunächst des Schultergürtels, dann des Beckens gegenüber den Beinen mit Rotation der Hüfte und des Knies. Der Grad der Schultergürtelrotation im Bezug zum Becken wird hierbei auch als X-Faktor bezeichnet. In der Abschwungphase kommt es dann zu einer Kraftübertragung von Fuß und Sprunggelenk mit einer anschließenden Torsion der Wirbelsäule und des Schultergürtels. Beim Ballkontakt befindet sich das Gewicht auf dem vorne stehenden Fuß mit Rotation des Kniegelenks und des Beckens. Die Wirbelsäule ist leicht geneigt und die Arme sind im Ellenbogen gestreckt. In der Durchschwungphase (Follow-Through) rotiert das Becken dann bei weiterhin gestreckten Armen. Der Schultergürtel bremst den Schlag ab mit einer Translation und Rotation der Schulterblätter, sowie einer Flexion und Rotation in beiden Schultern. Das Finish markiert das Ende des Golfschlags mit einer balancierten Körperhaltung und dem Gewicht auf dem vorderen Fuß. Hüfte und Knie befinden sich in starker Innenrotation, das Becken ist zur Schlagrichtung ausgerichtet und die Wirbelsäule ist aufgerichtet.

Fehler und biomechanische Ungleichgewichte können in jeder Phase des Golfschlags zu Überlastungsbeschwerden und orthopädischen Spätschäden führen. Aus diesem Grund ist der perfekte Schlag die bestmögliche Prävention zur Vermeidung von Spätschäden. Dies belegen auch die Prävalenzzahlen, welche zeigen, dass professionelle Golfspielende signifikant seltener vor allem an Rücken, Ellenbogen und Schultergelenksbeschwerden leiden.

Pathologien der oberen Extremität

Dreht man sich, sowohl in der Aufschwungphase als auch in der Abschwungphase, unzureichend aus dem Becken und der Wirbelsäule, muss die Schwung- und Schlagkraft vornehmlich aus der oberen Extremität kommen und wird dann zu einem Golfschlag aus den Armen. Die hierdurch übermäßige Überlastung mit vor allem zu starker Adduktion im Auf- und Abschwung schädigt die Schleimbeutel und die Sehnenansätze der Rotatorenmanschette. Aus diesem Grund ist das funktionelle Impingement-Syndrom eine häufig gestellte Diagnose bei Golfspielerinnen und -spielern. Die Folgen sind nicht selten chronische Tendinopathien der Rotatorenmanschette und chronisch progrediente degenerative Rotatorenmanschettenläsionen. Trotz modernster Techniken und sehr guten bis exzellenten Ergebnissen der arthroskopischen Naht der Rotatorenmanschette beklagen 44 Prozent aller Golfer postoperativ eine persistierende Einschränkung beim Golfen.

Eine häufige Pathologie am Ellenbogen durch chronische Überlastung ist der Golferellenbogen (Epicondylitis ulnaris humeri). Eine schlechte, vor allem kraftbetonte Schlagtechnik mit unzureichender Rotation im Becken-Wirbelsäulen-Komplex sowie das zu kräftige Halten des Schlägers sind in der Regel die Ursache für die chronische Insertionstendinopathie der am Epicondylus medialis humeris entspringenden Unterarmflexoren. Der Tennisellenbogen (Epicondylitis radialis humeris) mit einer chronischen Überlastung der Extensoren wird bei Golfspielenden demgegenüber sogar häufiger diagnostiziert.

Golfspielerinnen und -spieler mit chronischen Tendinopathien schlagen signifikant kürzere Abschläge und haben eine deutliche Beeinträchtigung beim Putten. Auch rezidivierende Schläge in den Boden führen häufig zu Schädigungen von Ellenbogen-, Hand- und Fingergelenken.

Pathologien der Wirbelsäule

Beschwerden und Spätschäden der Wirbelsäule betreffen vor allem die LWS.
Bei einer insuffizienten Ausrichtung des Beckens kommt es bereits in der Aufschwungphase zu einer unphysiologischen Seitneigung der LWS und damit schnell zu einer Überlastung der Muskulatur so- wie der Facettengelenke und Bandscheiben. Erfolgt das Abbremsen nach dem Durchschwung nicht harmonisch, kommt es zu einer zusätzlichen Last auf der Wirbelsäule mit einer Überlastung der Muskulatur, vor allem in der LWS. Kommt der Spieler bzw. die Spielerin nach dem Schlag in eine Reklination, führt dies zu einem erhöhten Druck auf die Facettengelenke. Im günstigsten Fall folgt die HWS-Rotation der Drehung im Schultergürtel. Wird der Schultergürtel gleichermaßen zusammen mit der HWS gedreht, kommen hier hohe Rotationskräfte auf die HWS mit einer Überlastung der Muskulatur und einem zunehmenden Verschleiß der Wirbelsäule.

Pathologien der unteren Extremität

Vor allem in der Durchschwungphase und beim Finish ist die untere Extremität stark belastet. Knie und Hüfte befinden sich in einer starken Extension und Rotation. Hierdurch kommt es zu einer Anspannung des Tractus iliotibialis. Patientinnen und Patienten mit vorbestehender Arthrose oder Meniskopathien haben daher große Beschwerden, vor allem in dieser abschließenden Schwung- und Schlagphase. Langfristig kann diese immer wiederkehrende Bewegung einen degenerativen Prozess beschleunigen. Die Vermeidung der Rotation in der unteren Extremität führt demgegenüber zu einer Überbelastung vor allem der Lendenwirbelsäule. Auch bei Patientinnen und Patienten mit anatomischen Risikofaktoren für ein Hüftimpingement kann die Durchschwungphase Schmerzen und Pathologien des Labrums provozieren. Zur Reduktion der einwirkenden Rotationskräfte kann der Spieler bzw. die Spielerin auf einen sog. Rotationsschuh umsteigen. Bei dieser Art des Golfschuhs dreht sich der Schuh beim Schwung mit, während die Sohle stabil im Boden fixiert ist.

Prävention von orthopädischen Spätschäden bei Golfspielerinnen und -spielern

Die Prävention von Spätschäden besteht aus einer Kombination von Maßnahmen, darunter biomechanische Anpassungen, Kraft- und Flexibilitätstraining, angemessene Ausrüstung, einer adäquaten Aufwärmphase und Abkühlung sowie eine angemessene Pausenplanung. Biomechanische Anpassungen können dazu beitragen, die Technik des Golfspiels zu verbessern und Verletzungen und Spätschäden zu vermeiden. Ein Trainer kann dabei unterstützen, die richtige Körperhaltung und den korrekten Schwung zu erlernen. Kraft- und Flexibilitätstraining können dabei helfen, Muskeln und Gelenke zu stärken und zu dehnen, um Verletzungen, Spätschäden und Gelenkarthrosen zu vermeiden.

Eine Studie aus dem Jahr 2019 untersuchte, wie sich die Korrektur von Fehlern in der Schwungtechnik auf das Risiko von Verletzungen und Arthrose auswirkt. Die Studie untersuchte 30 männliche und weibliche Amateur-Golfspieler, die an einem sechswöchigen Trainingsprogramm teilnahmen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Korrektur von Fehlern in der Schwungtechnik das Risiko von Verletzungen und Überlastungsbeschwerden sowie die Entstehung und das Voranschreiten einer Arthrose signifikant reduzierten.

Angemessene Ausrüstung wie Schuhe und Schläger können den Körper unterstützen und ebenfalls dazu beitragen, Verletzungen und Spätschäden zu verhindern.

Schließlich sollte das Gewicht der Golftasche nicht unnötig erhöht werden und auch das physiologische Tragen der Tasche sollte stets bedacht werden, um Folgeschäden vor allem am Rücken zu vermeiden.

Fazit

Orthopädische Spätschäden bei Golfspielerinnen und -spielern sind weit verbreitet und werden durch wiederholte und einseitige Belastungen verursacht. Die Prävention von orthopädischen Spätschäden umfasst viele Faktoren. An erster Stelle steht hierbei jedoch das Erlernen eines sauberen Golfschwungs und die Vermeidung eines unphysiologischen Golfschlags. Die Golfindustrie und die Golftrainer sollten auch darauf achten, die Technik und Ausrüstung zu verbessern und die Sicherheit und Gesundheit der Spielerinnen und Spieler zu fördern.

Literatur beim Verfasser

Dr. med. Johannes Buckup
ATOS Klinik Frankfurt
johannes.buckup@atos.de