Mai 2024 – Ausgabe 43

Neu in der ATOS Orthopädischen Klinik Braunfels: Robotergestützte Knieendoprothetik

Abb.: Die ROSA-Operateure Dr. med. Lucas Berger, Dr. med. Josef Dürager, Dr. med. Michael Kremer (v.l.n.r)

Ein neuer robotergestützter Operationsassistent namens ROSA® Knee System wird seit März 2024 in der ATOS Orthopädischen Klinik Braunfels eingesetzt, um die Operateure in der Knieendoprothetik zu unterstützen. Die spezialisierte Fachklinik in Braunfels ist die erste Klinik in Hessen, die dieses moderne Assistenzsystem zum Einsatz bringt.

Höhere Genauigkeit als bei herkömmlichem Operieren

Das ROSA® Knee System des Herstellers Zimmer Biomet vereint fortschrittliche Technologien zur Erfassung und Analyse der individuellen Knie-Anatomie vor und während der Operation, um die Planung und Positionierung der Prothese zu unterstützen. Das System kombiniert die exakte Analyse und Präzision eines Roboterarms mit den Fähigkeiten und der Erfahrung des operierenden Facharztes. Beide funktionieren als Team im OP. Der Operationsablauf unterscheidet sich nicht wesentlich von einer konventionellen Knieendoprothesen-Implantation.

Das ROSA® Knee System ist bisher ausschließlich für die Implantation von primären Knie-Totalendoprothesen verfügbar; die Erweiterung zur Implantation von Schlittenprothesen ist in Bearbeitung und in der Testphase. Das System ist für die Implantation der bekannten Oberflächenersatzprothesen von Zimmer Biomet (NexGen®, Persona® und Vanguard®) entwickelt und vorgesehen.

Während der Operation weiß ROSA mithilfe einer Kamera und von Sensoren genau, wo sich das Knie im dreidimensionalen Raum befindet – selbst kleinste Bewegungen werden in Echtzeit erkannt. Mit direktem Feedback während des gesamten Eingriffs und mithilfe des Roboter-Führungsarms hilft ROSA dem Operateur, das Implantat präzise nach seinem Plan zu platzieren.

Robotergestützte Knieoperationen werden mit weniger Schmerzen, einem geringeren Bedarf an Schmerzmitteln, einer schnelleren Rehabilitation und einer insgesamt besseren Kniefunktion nach der Operation in Verbindung gebracht. Die robotergestützte Chirurgie scheint auch zu kürzeren Krankenhausaufenthalten und niedrigeren Raten von erneuten Krankenhauseinweisungen im Vergleich zu herkömmlichen Operationstechniken zu führen. Über eine mögliche langfristige Verbesserung der Prothesen-Standzeiten und der Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten kann aufgrund fehlender Langzeitdaten noch keine Aussage gemacht werden.

Zitat: „Der Ablauf einer OP mit ROSA-Assistenz ist grundsätzlich vergleichbar zu einer konventionellen Operation. Das System ermöglicht aber eine Präzision, die ich händisch nicht erreichen kann. Der ROSA hilft mir, die bestmöglichen Ergebnisse für unsere Patientinnen und Patienten zu erreichen.“
Dr. med. Josef Dürager

Keine zusätzlichen Untersuchungen notwendig

Zu den Vorteilen, die sich auf das Ergebnis des Eingriffs beziehen, kommt ein weiterer: Im Vergleich zur konventionellen Knie-TEP sind keine zusätzlichen Untersuchungen notwendig. Das System kann „imageless“, also bildlos verwendet werden. „Zur Standard-AP Röntgenaufnahme, die ohnehin bei jeder konventionellen TEP Standard ist, kann man auch eine seitliche Ganzbein-Aufnahme anfertigen lassen. Mit diesen beiden Bildern wird über die digitale Plattform von Zimmer Biomet ein 3-D-Modell errechnet, dessen Daten dann vorab auf den ROSA aufgespielt werden“, erläutert Dr. med. Michael Kremer, Chefarzt und einer der drei ROSA-Operateure. „Dies kann den intraoperativen Ablauf verbessern. Eine strahlenintensive CT-Untersuchung kann den Patientinnen und Patienten in jedem Fall erspart werden.“ Die Patientinnen und Patienten profitieren zusätzlich von der „MyMobility“-App, eine der führenden Patienten-Apps mit vielen Tipps und Informationen rund um orthopädische Eingriffe.

In Braunfels setzen die drei Chefärzte Dr. med. univ. Lucas Berger, Dr. med. univ. Josef Dürager und Dr. med. Michael Kremer das ROSA® Knee System ein. Die erste Implantation mit ROSA-Unterstützung führten Dr. Berger und Dr. Dürager am 15. März 2024 durch.