November 2022 – Ausgabe 40
Kollege Mako® stand im Bus
Mako®, ein Operationsroboter der neuesten Generation, unterstützt seit 2021 die Orthopäden an der ATOS Klinik Heidelberg bei der Implantation von Teil- und Vollprothesen am Knie sowie bei der Implantation von Hüfttotalendoprothesen. Kürzlich konnten alle Interessierten das neue System „live“ in Augenschein nehmen.
Vor der ATOS Klinik parkte am „Mako®- Tag“ ein großer Laster. Wer einstieg, fand sich in einem Operationssaal wieder, bestückt mit „Kollege Mako®“, dem OP-Roboter, ferner mit (menschlichem) Chirurgen und mit Bein-Dummy, bereit zum Einsatz einer Knie-Endoprothese. Der Hersteller des Mako®, das amerikanische Medizintechnik-Unternehmen Stryker, hatte einen Demonstrations-LKW an den Neckar gebracht, um das neue System anschaulich zu präsentieren.
Wer wollte, konnte den Roboterarm auch selbst betätigen und den simulierten Vorgang auf dem Bildschirm mitverfolgen. Angeleitet wurde man dabei von Dr. med. Jochen Jung, der europaweit mit über 500 Eingriffen einer der erfahrensten Mako®-Operateure ist und im vergangenen Jahr fast gleichzeitig mit dem Mako®- Roboter in der ATOS Klinik begonnen hat. Dr. Jung ist als einer von nur wenigen Orthopäden in Europa als Instruktor regel- mäßig an der Ausbildung und Zertifizierung neuer Ärztinnen und Ärzte an diesem System beteiligt. Außer ihm arbeiten in der ATOS Klinik Heidelberg sieben weitere Operateure mit dem Mako®-System: der Ärztliche Direktor Prof. Dr. med. Hajo Thermann, Prof. Dr. med. Christoph Becher, Prof. Dr. med. Rudi Bitsch, Prof. Dr. med. Rainer Siebold, Prof. Dr. med. Fritz Thorey, Prof. Dr. med. Holger Schmitt und PD Dr. med. Erhan Basad.
Das Mako®-System bietet eine erheblich präzisere und vor allem dreidimensionale Planung der Operation und der Implantate. Dazu wird zunächst eine Computertomographie erstellt, aus welcher dann die individuelle Anatomie des der Patientin bzw. des Patienten dreidimensional visualisiert wird. Dies ermöglicht bereits vor der eigentlichen Operation die exakte Planung der Implantate, welche verwendet werden sollen. In einem ersten Schritt werden diese noch vor der OP anhand der anatomischen Landmarken positioniert. Gerade wenn die Anatomie des Knies oder der Hüfte durch vorangegangene Operationen verändert ist oder sich noch Implantate im Operationsgebiet befinden, ist dies ein unschlagbarer Vorteil für den Operateur. „Ich weiß vorher ganz genau, welche Probleme intraoperativ wahrscheinlich auf mich zukommen und kann dann meine Planung präzise umsetzen“, erklärte Jung den Zuhörerinnen und Zuhörern.
Im Operationssaal wird mithilfe von Navigationsantennen und dem Abtasten des Knochens die Position der Patientin bzw. des Patienten im Raum erfasst. Anschließend werden zum Beispiel beim Knie noch zusätzlich die Spannung der Bänder und die Beweglichkeit aufgenommen. Bei der Implantation von Hüftprothesen kommt es hingegen vor allem auf die exakte Rotation am Oberschenkelknochen und der Pfanne an. Aber auch die Beinlänge lässt sich hervorragend einstellen. Alle Parameter lassen sich sehr präzise regeln, bei jedem Schritt der Operation kontrollieren und nach Wunsch des Operateurs anpassen. Prof. Thermann schätzt am Mako® insbesondere die überlegene Prüfung der Kinematik:
„Die Knieprothese wird in ihrer Kinematik nicht mehr allein vom Arzt beurteilt, sondern sehr viel genauer durch die Darstellung auf dem Monitor.“
Anhand einer Vielzahl von Parametern ermittelt der Operateur die optimale Position für das neue Hüft- oder Kniegelenk. Die Position der Endoprothese kann dabei auf den Millimeter und das Grad genau festgelegt werden. Erst wenn der Operateur die perfekte Position gefunden hat, kommt der Roboterarm zum Einsatz. Der Operateur führt den Roboterarm und überwacht permanent den Säge- oder Fräsvorgang, während das Mako®-System ein Abweichen von den geplanten Einstellungen verhindert. Somit ist eine Fehlpositionierung des neuen Implantates nahezu ausgeschlos- sen. Insgesamt kann deutlich gewebeschonender operiert werden, für die Patientinnen und Patienten ein klarer Vorteil. Der Blutverlust ist geringer, durch die reduzierte Präparation kommt es postoperativ zu weniger Schmerzen und Schwellungen. Dies führt letztlich zu einer schnelleren Rekonvaleszenz. Ein von Prof. Siebold operierter Patient berichtete beim Mako®-Tag, er habe sechs Stunden nach dem Einsetzen seiner Knieendoprothese bereits die erste Runde auf der Station gedreht.
Durch die perfekte Anpassung an den verbliebenen Bandapparat fühlt sich das Knie oder die Hüfte zudem wesentlicher schneller wie „das eigene“ an. Aktuell lassen sich mit dem Mako®-System Teil- und Vollprothesen am Knie (Schlitten, bikondyläre, Patello-femorale Prothesen) und Hüfttotalendoprothesen implantieren.