Mai 2023 – Ausgabe 41

Dr. Karl-Heinz Moser als Initiator von „Operation Hernia Köln“ und Prof. Dr. Jörg Schröder waren vom 10. bis zum 19. Dezember 2022 mit einem kleinen Team in Ghana, um dort unentgeltlich Patienten mit Nabel-, Narben- und Leistenbrüchen zu operieren. 80 Patienten, davon drei Notfälle, wurden während dieses Einsatzes erfolgreich operiert.

Mitte Dezember 2022 ging es nach der Pandemie endlich wieder los: zuerst per Flug in die Hauptstadt Accra und dann weiter per Flug und anschließender fünfstündiger Autofahrt nach Nalerigu, einem Dorf im Nordosten Ghanas unweit der Grenze nach Burkina Faso. Dort warteten die Patienten bereits auf die beiden Chirurgen aus der in der ATOS MediaPark Klinik ansässigen Kooperationspraxis „Chirurgica Colonia“, dem Hernienzentrum der ATOS MediaPark Klinik. An dem Einsatz, der zum fünften Mal das Baptist Medical Centre in Nalerigu als Ziel hatte, nahmen neben den Chirurgen Dr. med. Karl-Heinz Moser und Prof. Dr. med. Jörg Schröder die Operationsschwester Sinja-Tasmin Thoben sowie die Fotografin Marion Koell teil, von der alle Fotos zu diesem Beitrag stammen. Das Baptist Medical Centre wurde 1957 von dem amerikanischen Chirurgen Dr. G. Faile gegründet und verfügt über etwa 170 Betten. Das Krankenhausgebäude wurde noch nie renoviert; entsprechend sind die hygienischen Verhältnisse eine Herausforderung. So kommt im OP häufig die Fliegenklatsche zum Einsatz.

Dr. Moser und sein Team führen seit 2010 jährlich eine etwa zweiwöchige Mission durch, um hochqualifizierte Hernienchirurgie in die ärmsten und entlegensten Gebiete der Welt zu bringen. Gleichzeitig werden die vor Ort tätigen Gesundheitshelfer geschult, um Nachhaltigkeit zu garantieren. Zuletzt war das Team 2019 in Afrika, dann folgte eine coronabedingte dreijährige Pause. Per Fahrrad und meistens zu Fuß, oft als Tagesreise, kommen Frauen, Männer und Kinder aus den umliegenden Dörfern ins Baptisten-Krankenhaus nach Nalerigu, wenn die Ankunft der Chirurgen aus Deutschland angekündigt ist. Operationen von oft großen Brüchen sichern die Existenz der Menschen vor Ort, die ansonsten ihre Familien nicht versorgen können. Diesmal war nach der dreijährigen Lücke der Bedarf besonders groß – während in den letzten Jahren in einer Woche etwa 50 bis 60 Patienten operiert wurden, waren es diesmal 80! In den ersten Tagen wurden 15 Patienten pro Tag operiert.

Jedes Jahr gibt es Geschichten, die besonders in Erinnerung bleiben. Diesmal wurden vier Patientinnen und Patienten als Notfälle in die Klinik eingeliefert. Eine von ihnen, eine 53 Jahre alte Frau, hatte nachts einen Moped-Unfall erlitten. Sie wurde vom ghanaischen Dienstarzt zur Beobachtung aufgenommen. Am nächsten Morgen entdeckte das Team freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle und vermutete eine Blutung im Bauchraum, was sich durch eine Punktion bestätigen ließ. Die Ursache der Blutung war wegen der schlechten Qualität des Ultraschall-Geräts aber nicht zu erkennen. Als sich der Zustand der Frau akut verschlechterte, wurde notfallmäßig eine OP durchgeführt und dabei eine schwere, zweizeitige Milzruptur gefunden (siehe Abbildungen). Die Milz konnte nicht erhalten werden, die Frau überlebte jedoch den Eingriff und erholte sich.

Leisten- und Bauchwandbrüche sind in den westlichen Ländern ein eher kleines medizinisches Problem. So werden allein in Deutschland ca. 200.000 Hernien pro Jahr operiert. In Afrika fehlen jedoch Chirurgen und somit entwickeln sich Hernien zu einem gewaltigen medizinischen und sozialen Problem. Man schätzt, dass ca. 15 Millionen Menschen in Afrika derzeit auf eine Hernienoperation warten. In der Regel sind Kinder und Männer von dieser Krankheit betroffen. Werden Hernien nicht operativ versorgt, können die Betroffenen sterben, wenn z. B. der Darm einklemmt und abstirbt. Häufig können durch die Schmerzen gerade Männer ihrer meist körperlich schweren Arbeit nicht mehr nachgehen, sodass sie ihre Familie nicht mehr ernähren können. In den bisherigen zehn Missionen konnten über 1000 Patienten an Leisten- und Bauchwandhernien operiert werden. Da die chirurgische Versorgung im ländlichen Ghana mangels ausgebildeter Ärzte schlecht ist, werden die Hernien z. T. sehr groß. Auch Narbenhernien nach einem Ersteingriff sind nicht selten – so operierte das Kölner Team beim Einsatz 2019 ein neunjähriges Mädchen mit einem riesigen Narbenbruch, der als Folge einer Notoperation bei einer Typhusinfektion entstanden war.

„Operation Hernia Köln e.V.“ ist eine Unterorganisation von Operation Hernia International, die 2005 von dem international renommierten britischen Hernienchirurgen Prof. Dr. Andrew Kingsnorth ins Leben gerufen wurde. „Operation Hernia“ arbeitet eng mit den offiziellen medizinischen Einrichtungen des jeweiligen Landes zusammen. Die internationalen Teams werden von qualifizierten Operateuren geleitet, die nachweislich mehr als 350 Hernien pro Jahr operieren. Keiner der Mitarbeiter enthält eine finanzielle Entschädigung für seine Tätigkeit; alle investieren ihren Urlaub. Die dem Verein zufließenden Spenden dienen dem Einsatz des Teams sowie der Beschaffung der notwendigen Geräte und Medikamente. Von jeder Mission wird ein bebilderter Bericht erstellt.

www.operation-hernia-koeln.de

Spendenkonto:
DE80 3707 0024 0117 6262 00 Operation Hernia Köln e.V.