Oktober 2025 – Ausgabe 46

Gesund Reisen: Sicher und gesund in den Urlaub – und auch wieder zurück

Brünsing

Dr. med. Jan Brünsing
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Erfreulicherweise zieht es viele Reisende mittlerweile zur vorherigen Impfberatung – ein Erfolg nach vielen Jahren Beratung und Public-Health-Maßnahmen –, doch gute Urlaubsvorbereitung ist mehr als Impfmedizin! Neben der Urlaubsvorfreude und dem Reisefieber gehören zu jeder Urlaubsplanung auch Gedanken zur Reisesicherheit, zum Hautschutz, zum Jetlag oder zur finanziellen Absicherung, wenn es mal nicht so läuft, wie geplant. Dann wird die Reise nicht nur zum unvergesslichen Erlebnis, sondern auch zu einer sicheren und gesunden Auszeit.

Frühzeitige Impfberatung – sicher geschützt unterwegs

Eine rechtzeitige Beratung über erforderliche Impfungen ist vor Fernreisen essenziell. Wir empfehlen, mindestens sechs bis acht Wochen vor Reiseantritt eine reisemedizinische Beratung wahrzunehmen, und das kann bei einigen Impfserien wie Tollwut oder Denguefieber schon zu knapp sein.

In der Praxis des Autors wurde an einem Donnerstagnachmittag ein Reisender vorstellig, der am Samstag ins Flugzeug steigen wollte, um auf eine dreiwöchige Safaritour durch Namibia und Simbabwe zu gehen – und hatte seit Jahren keine Impfung erhalten. In solchen Fällen eine adäquate Immunisierung „hinzubekommen“, ist unmöglich, selbst bei einer einmaligen Injektion braucht das menschliche Immunsystem mindestens 14 Tage, um Antikörper zu produzieren. Und: Einige Impfungen benötigen mehrere Teilimpfungen, um einen vollständigen Schutz zu gewährleisten.

Die wichtigsten Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden, umfassen dabei neben den Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Polio, Hepatitis B, Masern-Mumps-Röteln (MMR) auch spezifische Reiseimpfungen, wie Hepatitis A, Typhus, Cholera, Tollwut, Gelbfieber oder Japanische Enzephalitis. Gerade bei Fernreisen, etwa nach Südostasien, Afrika oder Südamerika, sind spezielle Impfungen häufig notwendig.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Hepatitis-A-Impfung. Sie wird grundsätzlich für Reisende in Gebieten mit schlechten Hygienestandards empfohlen und bietet bereits nach der ersten Impfdosis einen guten Schutz. Für die langfristige Immunität ist jedoch eine zweite Impfung nach sechs bis zwölf Monaten erforderlich. Ebenso empfiehlt sich bei Aufenthalten in ländlichen Regionen oder bei Kontakt zu Tieren dringend eine Tollwutimpfung, da die Krankheit unbehandelt tödlich verlaufen kann.

Generell sei empfohlen, eventuelle Impfungen, die vor der Reise nicht komplettiert werden konnten, nach der Reise noch nachholen zu lassen, um dann einen langfristigen (und bei manchen Impfungen sogar lebenslangen) Schutz zu haben. Denn nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub.

Sonnenschutz – mehr als nur Hautpflege

Unabhängig davon, ob man die freien Tage am Strand, in den Bergen oder bei Städtereisen verbringt: Ein adäquater Sonnenschutz ist unverzichtbar. UV-Strahlen können nicht nur Sonnenbrand und vorzeitige Hautalterung, sondern langfristig auch Hautkrebs verursachen. Insbesondere helle Hauttypen, Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet.

Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt daher, stets eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 30, besser LSF 50 bei hellen Hauttypen und Kindern) zu verwenden und den Schutz regelmäßig alle zwei Stunden und nach dem Schwimmen aufzufrischen. Zusätzlich sollte insbesondere zwischen 11 und 15 Uhr die Sonne gemieden werden.

Langärmelige Kleidung und ein Sonnenhut dienen ebenfalls dem Hautschutz – und die Augen sollten mit einer hochwertigen Sonnenbrille vor UV-Strahlung geschützt werden. In Regionen mit hohem UV-Index kann man – bei ansonsten ungeschützter Haut – auch im Schatten einen starken Sonnenbrand bekommen, denn die UV-Einstrahlung kann im Schatten ebenfalls sehr hoch sein.

Reiseapotheke – gut vorbereitet gegen kleine und größere Beschwerden

Eine individuell zusammengestellte Reiseapotheke gehört in jedes Reisegepäck. Die Basis sollten Mittel gegen typische Reisebeschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Schmerz- und Fiebermittel sein. Medikamente gegen allergische Reaktionen und Erkältungskrankheiten, Pflaster, Desinfektionsmittel sowie eine gute Wundsalbe ergänzen die Reiseapotheke. Auch Dauermedikamente sollten Reisende stets in ausreichender Menge und nach Möglichkeit in doppelter Ausführung (Hand- und Aufgabegepäck) mitführen. In Reiseregionen mit schlechterer Gesundheitsversorgung kann auch die Mitnahme von Antibiotika, Injektionsnadeln oder Nahtmaterial (im Aufgabegepäck!) sinnvoll sein, dies kann auf Reiseratgeberseiten recherchiert werden.

Personen mit chronischen Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes, sollten besonders auf ausreichende Medikamentenbevorratung achten. Hilfreich ist auch eine mehrsprachige Medikamentenliste, die bei Verlust oder zusätzlichem Bedarf die Ersatzbeschaffung im Ausland erleichtert. Bei Reisen in Regionen, in denen eine zuverlässige Medikamentenversorgung nicht gewährleistet ist, empfiehlt sich eine umfassendere Bevorratung.

Patienten, die Medikamente gegen starke Schmerzen einnehmen (Morphin, Opioide), oder Menschen mit ADHS, die Amphetamine oder Methylphenidat erhalten, müssen spezielle Formulare (durch das örtliche Gesundheitsamt beglaubigt) mitführen und am Zielort unbedingt immer „den roten Ausgang“ am Flughafen-Zoll nehmen, um diese Mittel zu deklarieren und nicht in den falschen Verdacht zu geraten, Drogen zu schmuggeln. Das Bundesministerium für Gesundheit hält eine eigene Informationsseite zum Thema „Reisen mit Betäubungsmitteln“ bereit.

Versicherungsschutz – die Basis einer sorglosen Reise

Neben der gesundheitlichen Vorbereitung sollte auch der Versicherungsschutz überprüft werden. Eine Auslandskrankenversicherung inklusive Reiserücktransport ist dringend zu empfehlen. Selbst innerhalb Europas können die gesetzlichen Krankenkassen nicht alle Kosten übernehmen, etwa für den Rücktransport oder die Behandlung in privaten Kliniken.

Bei Reisen außerhalb Europas ist eine solche Versicherung noch bedeutender, da medizinische Behandlungen erheblich teurer sein können. Beachten Sie unbedingt, ob die Versicherung einen „medizinisch sinnvollen“ oder nur einen „medizinisch notwendigen“ Rücktransport abdeckt. Ein medizinisch sinnvoller Rücktransport bietet deutlich mehr Sicherheit, da er bereits erfolgt, wenn die medizinische Versorgung am Urlaubsort nicht ausreichend ist oder eine Behandlung im Heimatland die Genesung beschleunigen könnte.

Gesundes Essen und Trinkwasser – Prävention von Infektionen

Gerade in Regionen mit niedrigeren Hygienestandards ist Vorsicht beim Essen und Trinken geboten. Als Faustregel gilt hier: „Cook it, peel it, or leave it!“ (Koch es, schäle es oder lass es.) Vermeiden Sie rohe Speisen, insbesondere rohes Fleisch, Meeresfrüchte und ungeschältes Obst oder Gemüse, das möglicherweise mit unsauberem Wasser gewaschen wurde. Leitungswasser sollte nicht zum Trinken verwendet werden, und Eiswürfel aus unsicherem Wasser sollten vermieden werden. Wasser in Flaschen oder abgekochtes Wasser ist die sicherste Alternative (Abb. 1).

Vorsicht bei exotischen Gefahren – Malaria, Dengue und Co.

Einige Reiseziele bergen das Risiko von Tropenkrankheiten übertragen durch Moskitos oder andere Insekten. Am besten informiert man sich im Vorfeld über das konkrete Risiko am geplanten Reiseziel und nutzt vorbeugende Maßnahmen wie Insektenschutzmittel, Moskitonetze und ggf. eine medikamentöse Prophylaxe. Gerade Malaria ist in vielen tropischen Ländern ein erhebliches Risiko. Die Beratung bei einem reisemedizinischen Spezialisten ist hier besonders wichtig, um gezielt und effektiv geschützt zu sein.

Thromboseprophylaxe – aktiv und geschützt reisen

Längere Flug- oder Autoreisen erhöhen das Thromboserisiko erheblich. Personen mit bekannten Risikofaktoren, wie Venenleiden, Übergewicht, Schwangerschaft oder bestimmten Gerinnungsstörungen, sind besonders gefährdet. Doch auch gesunde Menschen können durch stundenlanges Sitzen in beengter Haltung eine sogenannte Reisethrombose entwickeln.

Die gute Nachricht: Durch einfache Maßnahmen lässt sich das Risiko deutlich senken, etwa durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen auf Langstreckenflügen oder langen Autofahrten.

Regelmäßiges Aufstehen, ein paar Schritte gehen oder einfache Fuß- und Beinübungen im Sitzen sind bereits eine wirksame Vorbeugung. Ferner sollte man ausreichend Wasser trinken – idealerweise 1,5 bis 2 Liter über den Flug verteilt – und möglichst auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke verzichten. Der Konsum von Alkohol und insbesondere von Schlafmitteln erhöht das Thromboserisiko zusätzlich. Beide fördern die Immobilität und die Neigung zur Dehydratation – Faktoren, die die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen können.

Viele Reisende fragen sich, ob die Einnahme einer einmaligen Prophylaxe mit blutverdünnenden Medikamenten, z. B. niedermolekularem Heparin, sinnvoll ist. Bei sonst gesunden Menschen mit einem moderaten Risiko ist dies individuell abzuwägen. Wichtig zu wissen: Das Risiko einer Thrombose ist in der Regel höher als das Risiko einer leichten Blutung bei einmaliger Thromboseprophylaxe – vor allem bei korrekt durchgeführter Injektion und unter ärztlicher Aufsicht. Dies bestätigt sich auch in aktuellen Empfehlungen und Studienlagen. Einige Medikamente gegen Thrombosen sind mittlerweile auch als Tabletten verfügbar.

Im Zweifel gilt: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig gefragt. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Internisten über Ihr individuelles Risiko und mögliche prophylaktische Maßnahmen.

Aktiv, aber sicher unterwegs

Auch wenn Bewegung und Aktivitäten zum Urlaub gehören, sollte man seine persönlichen körperlichen Grenzen respektieren. Gerade ungewohnte Aktivitäten wie Tauchen, Bergsteigen oder Wassersportarten können Risiken bergen (Abb. 2). Eine vorherige ärztliche Untersuchung ist sinnvoll insbesondere bei bestehenden chronischen Erkrankungen oder fortgeschrittenem Lebensalter.

Oft ist die Motivation sehr groß, im Urlaub „alles besser zu machen“ und eine gesunde Basis zu schaffen – oder versäumte Selbstfürsorge im Urlaub nachzuholen. Für die Gesundheit ist es allerdings maximal schädlich, wenn die buchstäbliche Couchkartoffel am ersten Tag im Urlaubsdomizil nach zehn Stunden Jetlag, bei 30 Grad und voller Luftfeuchtigkeit ein Power-Workout in der Sonne vollzieht. Ein aktiver Urlaub ist toll, die Aktivitäten sollten sich jedoch dem derzeitigen Leistungsniveau anpassen.

Fazit: Gute Vorbereitung als Basis für sorglose Reisen

Eine gründliche Vorbereitung trägt entscheidend dazu bei, dass Sie die Reise gesund und unbeschwert genießen können. Nutzen Sie die Angebote einer reisemedizinischen Beratung, stellen Sie Ihre individuelle Reiseapotheke zusammen, sorgen Sie für einen umfassenden Versicherungsschutz und schützen Sie sich vor Sonne, Mücken und Infektionen. Apps können helfen, mit geplanten Aktivitäts- und Ruhezeiten einen möglichen Jetlag abzumildern.

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