Oktober 2025 – Ausgabe 46

Fußgesundheit: Prävention bei Fußbeschwerden und -erkrankungen

Marius Gabel

Dr. med. Dr. h.c. Michael Gabel

Dr. med. Dr. h.c. Michael Gabel
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Fußbeschwerden kommen in der Bevölkerung und im Verlauf des Lebens häufig vor und betreffen verschiedene Strukturen, wie Sehnen, Gelenke oder Nerven. Teils sind die Beschwerden funktionell, teils strukturell zu erklären. Die vorgestellten Hilfen zur Prävention kommen aus der Orthopädie, Physiotherapie, Orthopädieschuhtechnik, Podologie und einer gesunden Lebensweise. Sie sind nicht immer spezifisch für einzelne Erkrankungen und Beschwerden. Die Tipps sind nach Vorfuß, Rückfuß und Arthrose aufgeteilt und unterscheiden nicht immer zwischen primärer, sekundärer oder tertiärer Prävention.

Vorfuß und Zehen

Fehlstellungen der Zehen sind häufig und können später teilweise zu Beschwerden führen. Um Fehlstellungen vorzubeugen, können Übungen durchgeführt werden (Abb. 1). Die Übungen sind nicht immer einfach zu erlernen, teils bedarf es dazu auch physiotherapeutischer Anleitung. Eine Möglichkeit, die intrinsischen Muskeln des Fußes zu stärken, ist das Konzept der Spiraldynamik. Auch bei Morton-Neuromen kann man Übungen erlernen und regelmäßig durchführen. Die meisten Betroffenen profitieren ferner von weichbettenden Einlagen ohne Pelotte. Ärztliche Behandlungsmöglichkeiten sind Injektionen und die Stoßwellenbehandlung.

Daneben gibt es gegen die Druckbeschwerden bei Zehenfehlstellungen kleine Hilfsmittel aus Silikon (Abb. 2). Die podologische Behandlung umfasst die Bearbeitung von Nägeln und Hornhaut sowie die Spangentherapie bei eingewachsenen Zehennägeln. Fehlstellungen bei einer schmerzhaften Hammerzehe des Endgelenks an einer kleinen Zehe können minimalinvasiv durch das Sticheln der verkürzten Beugesehne mit einer Kanüle in örtlicher Betäubung behandelt werden.

Mit individuell angepassten Einlagen können sogenannte Spreizfußbeschwerden unter dem Ballen behandelt werden. Die Einlagen bringen 25 % Druckentlastung; zusammen mit einer Sohlenrolle (Abb. 6) kann der Druck um weitere 25 % reduziert werden. Die Einlagen und Schuhzurichtungen sind ärztlich auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.

Rückfuß und Ferse

Schmerzen können hier aus verschiedenen Gründen entstehen: Gegen Beschwerden durch Überbeine bietet Umpolstern wirksamen Schutz (Abb. 3). Häufiges Handicap ist die Plantarfasziitis, die – ungünstig „übersetzt“ – Fersensporn genannt wird. Damit sind Schmerzen unter dem Fersenbein gemeint; gelegentlich findet man beim Röntgen zwar einen Sporn, dieser hat jedoch nichts mit dem Auftreten dieser Beschwerden zu tun. Diese rühren eher von einer Überlastung und vermehrter Anspannung der Plantarfaszie. Für eine wirksame Druckentlastung sorgen Einlagen, die durch den Orthopädieschuhtechniker maßangefertigt werden (Abb. 4). Eine geeignete Übung ist das regelmäßige Dehnen der Faszie und der Wadenmuskulatur, wodurch auch eine Entzündung der Achillessehne behandelt werden kann.

Wenn bei diesen beiden Erkrankungen die Schmerzen bei den ersten Schritten morgens auftreten, kann eine Nachtschiene verordnet werden, die den Fuß in Hackenfußstellung hält. Dann sind die genannten Sehnenstrukturen morgens schon gedehnt, und sie können leichter losgehen. Auch bei der Überlastung anderer Sehnen, z. B. der Tibialis-posterior-Sehne, helfen Übungen für die Balance, Propriozeption und Stabilität (Abb. 5).

Manche Fußbeschwerden haben ihre Ursache auch in anderen Erkrankungen. Zum Beispiel kann ein Knieproblem auf der einen Seite mit einer Instabilität des betroffenen Beines zu Fersenschmerzen des anderen Fußes durch die Überlastung führen. In diesem Fall ist es wichtig, beide Beine zu trainieren hinsichtlich der Stabilität, Propriozeption und Gangschule (Abb. 5). Wenn die Fersenschmerzen hinten von einem großen Fersensporn herrühren, ist es wichtig, diese Stelle vom Druck zu entlasten und die Fersenkappe im Schuh abzupolstern. Je nach Größe des Sporns und den Beschwerden im Alltag trotz konservativer Behandlung ist es manchmal angezeigt, einen hinteren Sporn operativ abzutragen.

Arthrose

Mit der Aussage „Bei Arthrose kann man sowieso nicht helfen“ wollen wir uns nicht zufriedengeben! Auch bei Arthrose der Fußgelenke gibt es präventive und konservative Möglichkeiten der Behandlung:
Die Ernährung mit Mittelmeerkost (Olivenöl, Seefisch, Gemüse, Nüsse und Ballaststoffe) wirkt antientzündlich. Auch die Reihenfolge der zugenommenen Nährstoffe ist für den Blutzuckerspiegel entscheidend: beginnend mit den Ballaststoffen (Salat mit Essig), dann die Eiweiße (Fisch) und zuletzt die Kohlenhydrate. Damit gibt es weniger Schwankungen im Blutzuckerspiegel und weniger freie Radikale (Entzündungsbotenstoffe). Um alle wichtigen Mikronährstoffe aufzunehmen, ist eine gesunde Darmschleimhaut notwendig.

Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass qualitativ gute Nahrungsergänzungsmittel die Gelenke, Sehnen sowie Nerven schützen.

Gegen eine Entzündungsreaktion der Gelenke oder Sehnen helfen Umschläge in der Nacht, z. B. mit Quark oder pflanzlichen Medikamenten, die antientzündlich wirken.

Auch bei Arthrose ist es wichtig, das Gangbild zu trainieren (Abb. 5). Wenn z. B. eine Arthrose des Mittelfußes vorliegt, kann eine Mittelfußrolle verordnet und durch den Orthopädieschuhtechniker an den Konfektionsschuhen angebracht werden (Abb. 6). Dies erleichtert das Abrollen und senkt die Belastung auf dem arthrotischen Gelenk. Bei Hallux rigidus wird eine Vorfußrolle oder eine Einlage mit Rigidusfeder eingesetzt. Die Röntgenreizbestrahlung ist wirksam gegen die Entzündungsreaktion der Gelenke. Gelenke und Sehnen können zudem durch Infiltrationen mit Hyaluronsäure und/oder Eigenblut behandelt werden.

Bei entzündeten Sehnen (Plantarfasziitis, M. Ledderhose), Nerven (Morton-Neurom) und Gelenken (Arthritis) kann die Stoßwellenbehandlung eingesetzt werden. Nach Erfahrung der Autoren ist es günstig, die beiden bekannten Verfahren zu kombinieren, nämlich das fokussierte (elektromechanisch erzeugte Stoßwellen) und das radiale (mit Druckluft erzeugte Stoßwellen). Bei der Entzündung am Ansatz der Plantarfaszie kann bei Therapieresistenz als Off-Label-Behandlung auch Botulinumtoxin infiltriert werden.

Bei Fehlstellungen der Füße können individuelle Einlagen und Maßschuhe getragen werden. Bei Sprunggelenkarthrose helfen den Knöchel umgreifende feste Stiefel. Damit kann eine Achsfehlstellung kompensiert werden bzw. das betroffene Gelenk wird ruhiggestellt, wodurch die Beschwerden durch die Überlastung deutlich gebessert werden.

Bei Hornhautschwielen oder offenen Entzündungen ist abzuklären, inwieweit als Ursache ein Knochenvorsprung vorliegt. Wenn die Schuhversorgung zur Druckentlastung nicht mehr ausreicht, kann auch eine Operation durchgeführt werden, um gerade auch bei Betroffenen mit Diabetes mellitus die Entzündung rechtzeitig zur Abheilung zu bringen.

Patienten mit diabetischem Fußsyndrom mit Neuropathie und/oder Durchblutungsstörung sollten in einem Zentrum betreut werden. Studien zeigen, dass dies zum Schutz der Füße und für die Lebensqualität der Betroffenen sehr wirksam ist.

Fazit

Die präventiven Maßnahmen beginnen mit Eigenübungen, einer fußgesunden Lebensweise und guten, dem Anlass angepassten Schuhen. Barfußschuhe sind eine Art Trainingsmittel, jedoch nicht für alle Menschen und für alle Untergründe geeignet.

Fachärztlicher Rat hilft in den meisten Fällen weiter. Die Untersuchung erfolgt durch den erfahrenen Arzt für Fußorthopädie und -chirurgie, der Kollegen anderer Fachrichtungen hinzuziehen kann. Ärztlicherseits gibt es Empfehlungen und ggf. Verordnungen für die podologische und physiotherapeutische Behandlung sowie für die orthopädieschuhtechnische Versorgung. Der Arzt wiederum überprüft dann diese Maßnahmen.

Im Behandlungsteam werden mit rechtzeitiger Intervention und langfristigem Engagement die besten Erfolge erzielt. Meist ist ein multimodales Vorgehen sinnvoll, d. h. mehrere Maßnahmen greifen ineinander und sollten parallel durchgeführt werden. Studien zeigen auch, dass sich die Wirksamkeit der präventiven Maßnahmen durch gute Compliance steigern lässt. So steht die Hilfe durch Schuheinlagen z. B. in engem Zusammenhang mit ihrer regelmäßigen Anwendung, ebenso sind langfristig selbstständig durchgeführte Gymnastikübungen wichtig.

Manche der genannten Hilfsmittel sind dann auch für den erkrankten Fuß dauerhaft notwendig und nicht nur temporär hilfreich. Eine Studie zur Wirksamkeit von Einlagen hat sogar gezeigt, dass diejenigen, die Einlagen getragen haben, die glücklicheren Menschen im Leben sind!

„Die Prävention beginnt mit Eigenübungen, einer fußgesunden Lebensweise und guten Schuhen.“
Dr. Dr. Michael Gabel

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