Dr. med. Sebastian Müller
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Keywords: Mittelfußarthrose, Tarsometatarsalgelenke, Arthrodese
Aufgrund der pathoanatomischen Verhältnisse kommen bei Arthrose der Mittelfußgelenke nur versteifende Maßnahmen infrage. Die postoperativen Ergebnisse dabei sind in über 90 % erfolgreich, sofern eine Fusion erreicht wird. Neben der Patientenselektion sind auch die technische Durchführung der Operation mit einer sorgfältigen Enknorpelung sowie die Verwendung von autologer Spongiosa und winkelstabiler Osteosynthesen für das Outcome der Patienten essenziell.
Die Arthrose des Mittelfußes ist häufig für chronische Schmerzen sowie für eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität verantwortlich. Die häufigste Ursache ist neben der posttraumatischen Arthrose auch eine primäre Osteoarthropathie.
Bevor jedoch Therapieversuche gestartet werden, sollten entzündlich rheumatische sowie neuropathische Erkrankungen unbedingt ausgeschlossen werden. Lokale Infiltrationen mit Kortikosteroiden sowie Lokalanästhetika sollten lediglich diagnostischen Zwecken dienen, um die chirurgische Behandlung zielgerecht zu gestalten.
Anatomie
Zum Mittelfuß gehören zahlreiche Gelenke zwischen Vorfuß und Rückfuß. Zu den Mittelfußgelenken zählen insbesondere die Tarsometatarsalgelenke sowie die Naviculocuneiformgelenke. Die weiter proximal gelegenen Talonavicular sowie Calcaneocuboidgelenke werden zum Rückfuß sowie zum Subtalargelenk gezählt.
Die Tarsometatarsalgelenke werden in drei Bereiche eingeteilt:
- die mediale Säule mit dem 1. TMTGelenk
- die mediale Säule mit dem 2. und 3. TMTGelenk
- sowie die laterale Säule mit dem 4. und 5. TMTGelenk bzw. Metatarsocuboidgelenk.
Zwischen den einzelnen Fußwurzelknochen bestehen starke ligamentäre Verbindungen, ausgenommen zwischen dem 1. und 2. Metatarsaleknochen. Biomechanisch stellen die Mittelfußknochen die Verbindung zwischen Rück- und Vorfuß dar und sind im Vergleich zu den anderen Gelenken deutlich weniger mobil. Die medialen Tarsometatarsalgelenke tragen mit weniger als 7° zur Allgemeinbeweglichkeit in der Sagittalebene bei, die deutlich mobileren lateralen 4. und 5. TMTGelenke sichern Gleichgewicht und Adaptation des Fußes auf jeglichem Untergrund.
Während des Gangablaufes sichert die geringe Beweglichkeit der Mittelfußgelenke einen verlustfreien Transfer der Kraft der Wadenmuskulatur auf den Vorfuß. Die Verteilung der Belastung am stehenden Fuß verläuft zu 60,5 % über die Ferse, zu 7,8 % im Mittelfußbereich, zu 28,1 % im Vorfußbereich sowie zu 3,6 % über die Zehen (Cavanagh et al. Foot Ankle).
In einer Kadaverstudie von Larkin et al. (JBJS Am) konnte gezeigt werden, dass das 2. und 3. TMTGelenk in nahezu allen Positionen des Fußes im Vergleich zum 1. sowie dem 4. und 5. TMTGelenk die meiste Kraft übertragen. Die höchsten Belastungen traten insbesondere bei Plantarflexion auf. Diese Tatsachen könnten eine Erklärung liefern, warum das 2. und 3. TMTGelenk am häufigsten von Arthrose betroffen sind, auch bei fehlen der Verletzung.
Die häufigsten Ursachen für das Entstehen der Mittelfußarthrose sind:
- degenerativ
- posttraumatisch
- entzündlich/rheumatisch
- neuropathisch
- Anschlussarthrosen nach vorangegangener Arthrodese im Rückfuß.
Diagnostik
Die sorgfältige Anamnese, insbesondere in Hinblick auf vorangegangene Verletzungen, ist essenziell. Zusätzlich sollte nach klinischen Zeichen einer rheumatischentzündlichen Erkrankung gefragt werden.
Typischerweise berichten die Patienten über Schmerzen beim Gehen auf unebenem Untergrund sowie über morgendliche Anlaufschmerzen. Eine sorgfältige Untersuchung kann zudem Aufschluss über neurologische Defizite oder Sensibilitätsstörungen erbringen. Klinisch lässt sich dann auch das Punctum maximum des Schmerzes lokalisieren und für weitere apparative Diagnostik einsetzen.
Radiologische Diagnostik
Röntgenaufnahmen a. p. und seitlich in stehender Position sowie schräge Fußaufnahmen sind die Standarduntersuchungen zur Diagnostik. Je nach Lokalisation oder Ausprägung der arthrotischen Veränderungen können insbesondere bei der präoperativen Planung CTAufnahmen mit 3DRekonstruktion hilfreich sein. Auch MRTAufnahmen können das Ausmaß der Gelenkveränderungen sowie entzündlicher Komponenten, insbesondere in benachbarten Abschnitten, aufdecken.
Therapie: Konservative Behandlung
Die initiale Behandlung der Mittelfußarthrose sollte stets konservativ sein. Diese Therapie beinhaltet die Gabe entzündungshemmender Medikamente, die Anpassung von Hilfsmitteln wie Einlagen oder Schuhzurichtungen sowie lokale Infiltrationen. Leichte bis mittlere Symptome zeigen ein sehr gutes Ansprechen auf Schmerzmedikation sowie NSAR. In einer MetaAnalyse von Da Costa et al. (Lancet, 2017) konnte die Wirksamkeit in mehr als 74 randomisierten Studien nachgewiesen werden. Am effektivsten ist Diclofenac in einer Tagesdosis von 150 mg, gefolgt von Ibuprofen, Naproxen sowie COX2 Hemmern.
Die Studien bezogen sich hauptsächlich auf Arthrosen im Bereich des Knie- und Hüftgelenks, die klinische Erfahrung bestätigt diese Ergebnisse auch bei Arthrosen im Fußbereich.
Einlagenversorgung sowie Schuhzurichtungen spielen ebenfalls eine große Rolle in der konservativen Therapie der Mittelfußarthrose. Insbesondere semi rigide, langsohlige Einlagen oder Schuhzurichtungen zeigen eine deutliche Symptomverbesserung innerhalb von drei Monaten (Halstead et al., Clin Rheum, 2016).
Intraartikuläre Injektionen mit Kortikosteroiden oder Lokalanästhetika haben meist einen kurzfristigen Effekt und sollten lediglich diagnostischen Zwecken dienen. Der schmerzstillende Effekt ist oft nur von kurzer Dauer, die Infiltration der kleinen Gelenke ist aufgrund der anatomischen Verhältnisse sowie der degenerativen Veränderung erschwert.
Therapie: Operative Behandlung
Die Indikationsstellung zur operativen Versorgung erfolgt meistens nach Ausschöpfung sämtlicher konservativer Therapiemaßnahmen. Für die Entscheidung spielen die Beschwerden der Patienten im Alltag die Hauptrolle:
Wie stark sind die Schmerzen? Gibt es osteophytäre Ausziehungen, die die Schuhversorgung einschränken?
Die operative Versteifung kann aufgrund der zahlreichen Gelenke eine Herausforderung darstellen. Neben der Auswahl der geeigneten Implantate ist häufig auch eine ausgedehnte Spongiosaplastik erforderlich, um das Risiko einer Pseudarthrose zu vermindern. Außer der zerstörten Gelenkfläche muss häufig auch sklerotischer Knochen entfernt werden, wodurch zum Teil größere Lücken entstehen, die bestenfalls mit autologer Spongiosa oder kortikospongiösen Spänen aufgefüllt werden sollten.
Die Wahl der Implantate ist ebenso wichtig, um das Risiko von Pseudarthrosen zu verringern. Neben KDrähten, Schrauben und Klammern ist zwischenzeitlich eine Vielzahl anatomisch vorgeformter winkelstabiler Platten verfügbar, die eine rigide Fixation sicherstellen.
Die Komplikationsraten nach Arthrodesen im Mittelfußbereich variieren je nach Lokalisation des Gelenkes. Insbesondere die lateralen TMT 4 und 5 sind aufgrund ihrer Beweglichkeit deutlich häufiger von Pseudarthrosen betroffen als die medialen TMT 1–3. Die Häufigkeit beträgt zwischen 3–8 % (Bibbo et al., Clin Orthop Related Res, 2001). Die allgemeinen Komplikationsraten wie Infekt (3 %), Nervenverletzung (9 %) und Implantatversagen (9 %) liegen etwas höher als bei anderen Arthrodesen. Auch die Entwicklung eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms (CRPS) sowie Stressfrakturen im Bereich der Metatarsaleknochen gehören zu den aufklärungs-pflichtigen Komplikationen, wenn auch deutlich seltener.
Arthrodese der medialen und mittleren Säule (TMT 1-3)
Für die erforderliche Kraftübertragung vom Rückfuß auf den Vorfuß ist eine stabile mediale und mittlere Säule essenziell. Sollten die arthrotischen Veränderungen im Bereich des TMT 1–3 zu finden sein, so ist es erforderlich, sowohl diese Gelenke als auch die intercuneiformen Gelenke zu stabilisieren (Abb. 1 und 2). Sollten sich in diesem Bereich relevante Achsabweichungen wie z. B. ein Midfootbreak finden, müssen diese unbedingt mitkorrigiert werden. Die Hautinzisionen werden längsförmig zwischen dem 1. und 2. Strahl sowie über dem 4. Strahl durch geführt, um eine ausreichende Weichteilbrücke zwischen den Inzisionen zu sichern. Es sollte eine möglichst anatomische Rekonstruktion der TMTArthrodese angestrebt werden, da die Patientenzufriedenheit – neben der knöchernen Durchbauung – in einem hohen Maß da von abhängig ist (Sangeorzan et al., Foot Ankle, 1990). Wie bereits erwähnt, ist auf eine ausreichend stabile Osteosynthese zu achten (Abb. 3).
Arthrodese der lateralen Säule (TMT 4-5)
Die Arthrodese der lateralen Säule ist im Gegensatz zur medialen und mittleren viel kritischer zu betrachten. Aufgrund der wesentlich größeren Beweglichkeit im Metatarsocuboidgelenk kann eine Arthrodese zu einem chronischen lateralen Fuß-schmerz führen. Auch die Pseudarthrosenrate ist nach Fusion dieser Gelenke höher, und falls es zu einer Fusion kommt, ist das Risiko einer Stressfraktur erhöht (Komeda et al., JBJS Am, 1996). Patienten mit einem Kollaps der lateralen Fußsäule profitieren allerdings von einer Arthrodese in diesem Bereich. Auch bei ausgeprägten Arthrosen in diesem Bereich sollte ein Gelenkerhalt favorisiert werden.
Fazit
Die Arthrose der Mittelfußgelenke kann erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität verursachen. Nichtoperative Maßnahmen sind limitiert, NSAR, Einlagenversorgung mit langsohliger Rigidusfeder sowie Schuhzurichtungen sind hierfür mögliche Optionen.
Operative Maßnahmen führen bei sorgfältiger Planung und korrekter technischer Ausführung inkl. Spongiosaplastik zu einem deutlich verbesserten Outcome, wenn auch die Komplikationsraten im Vergleich zu anderen Arthrodesen erhöht sind.