Oktober 2024 – Ausgabe 44
Beidseitige periprothetische Fraktur nach Sturz in der Reha-Klinik
Prof. Dr. med. Fritz Thorey
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Schlüsselwörter: Hüftendoprothetik, periprothetische Fraktur, doppelseitig
Die Hüftendoprothetik ist die erfolgreichste orthopädische Operation. Insbesondere minimalinvasive Zugänge ermöglichen eine zügige Rehabilitation der Patientinnen und Patienten und eine schnellstmögliche Rückkehr zur normalen Aktivität. Dennoch gibt es immer wieder Situationen, in der die Heilungsphase verlangsamt oder unterbrochen wird. In dem hier beschriebenen Fall zog sich eine Patientin nach einzeitiger beidseitiger Implantation von Hüftendoprothesen durch einen Sturz auf beiden Seiten eine periprothetische Fraktur zu.
Bei der Heilungsverzögerung nach Hüftendoprothetik handelt es sich in einigen Fällen um muskuläre Probleme, die den Verlauf verzögern und die Betroffenen unterschiedlich einschränken können. In anderen Fällen kann dies auch durch Implantatprobleme hervorgerufen werden.
Eine besonders dramatische Situation entsteht jedoch, wenn frisch operierte Patientinnen und Patienten stürzen und sich hierbei eine Fraktur des operierten Gelenkes zuziehen. Diese Fälle können während der Rehabilitationszeit auftreten, in der viele Patientinnen und Patienten noch ein unsicheres Gangbild haben und sich insbesondere beim Treppensteigen und anderen Aktivitäten schwertun. Da in dieser Phase die Implantate in der Regel noch nicht eingewachsen sind, kann ein Sturz dramatische Folgen haben.
Der vorgestellte Fall handelt von einer 69-jährigen Patientin, die aufgrund einer beidseitigen Dysplasie-Koxarthrose in einer minimalinvasiven Operation an beiden Hüften gleichzeitig vom Autor mit einer Hüftendoprothese versorgt wurde (Abb. 1).
Nach einer anfänglichen problemlosen Mobilisation mit Physiotherapie in der ATOS Klinik Heidelberg wurde die Patientin am fünften Tag nach dem operativen Eingriff in eine stationäre Anschlussheilbehandlung entlassen.
Während einer dort durchgeführten Übung war sie beim Treppensteigen einige Treppenstufen hinuntergestürzt und hatte sich durch den Sturz einen Bruch des rechten proximalen Femurs in Höhe des Prothesenschaftes zugezogen (prothetische Schaftfraktur). Auf der Gegenseite war das eingebrachte Pfannenimplantat durch das Becken gebrochen (periprothetische Azetabulumfraktur).
Aufgrund der massiven Schmerzen bei der anschließenden Belastung wurde sie umgehend zurück in die ATOS Klinik Heidelberg verlegt. Hierbei zeigten die durchgeführten Röntgenaufnahmen und die Computertomographie die beschriebenen beidseitigen prothetischen Frakturen (Abb. 2).
Operative Versorgung der periprothetischen Frakturen
Dass es zu Frakturen an beiden Hüftendoprothesen gleichzeitig kommt, wenn diese beidseits während eines Eingriffes implantiert wurden, ist sehr selten. Daher fiel der Entschluss, sowohl die periprothetische Schaftfraktur rechts als auch die periprothetische Azetabulumfraktur linksseitig in einem operativen Eingriff zu versorgen.
Hierbei zeigte sich während der Operation auf der rechten Seite, dass durch den Sturz der Prothesenschaft derart stark ins Femur getrieben worden war, dass das proximale Femur geborsten war. Dies konnte mit einem Wechsel auf einen längeren Prothesenschaft mit gleichzeitiger Cerclagen-Anlage versorgt werden.
Linksseitig zeigte sich nach Entfernung des Pfannenimplantates ein ausgedehnter Pfannenbodendefekt. Dadurch war der Einsatz eines Stützschalen-Systems notwendig, bei dem der Pfannenboden mit Fremdknochen aufgefüllt werden musste (Abb. 3).
Verlauf und Ergebnis
Dieses belastungsstabile Ergebnis ermöglichte der Patientin eine schmerzadaptierte Physiotherapie, sodass sie mit einer vollen Belastung bereits am Folgetag mobilisiert werden konnte. Die Entlassung erfolgte nach fünf Tagen zurück in die Anschlussheilbehandlung.
Bei den standardmäßig durchgeführten Kontrolluntersuchungen nach der Operation zeigte sich eine regelrechte Lage beider gewechselten Implantat-Komponenten. Die Patientin war bis auf leichte muskuläre Einschränkungen sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Dieser Fall demonstriert, dass selbst selten auftretende Komplikationen durch eine hochspezialisierte Versorgung zu sehr guten Ergebnissen führen können.