ATOS COO Dr. Lars Timm als Rettungssanitäter im Einsatz
November 2022 – Ausgabe 40
Interview zum Internationalen Tag der Ersten Hilfe 2022
Der zweite Samstag im September steht seit dem Jahr 2000 als Aktionstag ganz im Zeichen lebensret-tender und gesundheitserhaltender Sofortmaßnahmen: Es ist der Internationale Tag der Ersten Hilfe, initiiert von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften.
Dr. Lars Timm, COO der ATOS Klinikgruppe mit derzeit deutschlandweit elf Kliniken und 20 ambulanten Standorten, hat einen ganz besonderen und sehr praktischen Bezug zur Ersten Hilfe: Er engagiert sich als Notfallsanitäter im Rettungsdienst. Anlässlich des „Internationalen Tags der Ersten Hilfe 2022“ fragte ATOS News nach seiner Motivation und seinen Erlebnissen.
Was bewegt Sie, trotz Ihrer zeitintensiven Arbeit als ATOS Geschäftsführer noch für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein Nachtschichten zu fahren?
Ich gehe dieser Tätigkeit seit nunmehr 25 Jahren nach und konnte mich davon noch nicht loseisen. Mir gefallen die Teamarbeit, das schnelle Entscheiden mit manchmal wenigen Informationen, das gegenseitige Feedback zur gemeinsamen Verbesserung als Rettungsteam und vor allem der Umgang mit Menschen.
Wie sieht eine typische Schicht aus?
Die Schichten laufen bei uns im 12-Stunden-Rhythmus. Früher fand ich Nachtdienste durchaus interessanter; mit zunehmendem Alter gefallen mir die Tagesdienste besser. Zu Beginn findet ein C19-Check statt und natürlich auch der Check des Fahrzeuges sowie bevorstehender Besonderheiten (z. B. Straßensperrungen, Klinik-sperrungen etc.). Auf unseren Rettungswagen werden wir zu allen Notfalleinsätzen gerufen, die auf der Notrufnummer 112 auflaufen. In einer Schicht gehen wir von ca. fünf Notfalleinsätzen aus. Teilweise wird gleich die Notärztin oder der Notarzt hinzugerufen. Ich selbst arbeite am liebsten auf Außenwachen, wo es dauert, bis das Notarzteinsatzfahrzeug kommt. Meine Kollegen und ich können dann ganz in Ruhe die wichtigsten Maßnahmen einleiten und bei einer Medikamentengabe eine Videoabstimmung mit dem Notarzt herbeiführen. Ein Rettungsteam freut sich dann immer, wenn die Notärztin oder der Notarzt mit den Worten die Einsatzstelle aufsucht: „Alles fertig, muss ich ja gar nichts machen. Dann können wir jetzt eine geeignete Klinik anfahren!“
„Erste Hilfe rettet Leben. Jeder kann und muss seinen Beitrag leisten.“
Man erlebt als Notfallsanitäter sehr schwierige Situationen. Wie gehen Sie damit um?
Die heftigen und tragischen Situationen gehören zu dem Berufsbild und fordern uns als Team natürlich immer heraus. Im Laufe der Jahre entwickelt man aber eine Distanz und Professionalität im Umgang mit unschönen Bildern und Erlebnissen. Des Weiteren hat sich in den vergangenen Jahren die Nachsorge bei belastenden Einsätzen deutlich verbessert. Das war zu Beginn meiner Zeit als Zivildienstleistender überhaupt nicht an der Tagesordnung.
Welche Erlebnisse sind Ihnen noch in Erinnerung?
Es überwiegen die schönen Erinnerungen wie die eine oder andere Geburt, die erfolgreiche Reanimation oder der schwere Verkehrsunfall, wenn man die Patienten im Stadtbild wiedersieht bzw. diese vereinzelt auch Dankesbriefe schreiben. Die wirklich schlimmen Erlebnisse vergisst keine Kollegin und kein Kollege im Rettungsdienst; sie kommen gelegentlich wieder in den Kopf, wenn man beispielsweise an bestimmten Einsatzstellen vorbeifährt oder vergleichbare Einsätze erlebt. Dass man immer Gefahr läuft, schlimme Bilder sehen, ertragen und verarbeiten zu müssen, gehört aber zu der Entscheidung, im Rettungsdienst tätig zu sein. Schafft man es nicht, muss man den Job beenden.
Welchen Rat geben Sie uns in Bezug auf die Erste Hilfe?
Frischen Sie regelmäßig Ihr Wissen auf, damit Sie keine Sorge haben müssen, wie Sie zu reagieren haben, wenn ein Notfall passiert! Es kann jederzeit etwas passieren, mit Ihren Angehörigen, im Straßenverkehr, auf Reisen etc. In jeder Stadt werden Erste-Hilfe-Kurse vom Deutschen Roten Kreuz, ASB, Malteser und privaten Organisationen angeboten. Auch viele Unternehmen bieten Auffrischungskurse an.