Oktober 2021 – Ausgabe 38
Anatomische endoskopische Rekonstruktion bei Achillessehnendefekten und Infekten durch Semitendinosussehnentransfer
Keywords: Achillessehnenruptur, Sehnentransfer
Übersehene Achillessehnenrupturen mit großer Diastase und Narbenbildung sowie Situationen nach komplettem Débridement der gesamten Achillessehne zur Infektsanierung bedürfen eines Sehnentransfers. Die großen Defekte müssen überbrückt und die Funktionseinheit des Soleus/ Gastrocnemius/Achillessehne/Fuß wiederhergestellt werden.
Über die Jahre sind Sehnentransfers wie Peroneussehne, Flexor hallucis longus-Sehne und Semitendinosussehne vorgestellt und in der klinischen Überprüfung als erfolgreich angesehen worden. Die hier vorgestellte endoskopische Methode wurde von Prof. Thermann 2010 inauguriert und ermöglicht eine minimalinvasive, endoskopisch assistierte Rekonstruktion der Achillessehne mit der Semitendinosussehne.
Im ersten Schritt wird über vier Zugänge proximal und distal, parallel zur Achillessehne, ein endoskopisches Débridement durchgeführt, bei Infektionen ein komplettes Débridement und die Resektion der Achillessehne. Danach wird bei Defektsituationen die Semitendinosussehne in Bauchlage im Bereich der Kniekehle präpariert und mit Krackow-Nähten, entsprechend der Kreuzbandchirurgie, konditioniert.
Zur stabilen Einheilung wird eine transkalkaneare PDS-Kordel oder eine Fiber- Tape-Kordel durch den Kalkaneus nach proximal im Bereich der Aponeurose gezogen und in Plantarflexion maximal verspannt. Danach wird die konditionierte und präparierte Semitendinosussehne mit einer Allis-Klemme durch den Sehnenstumpf gezogen und dann mit einer Ahle – evtl. über einen Hilfszugang – im mittleren Anteil der Sehne nach proximal herausgezogen. Die Achillessehne wird anschließend durch die Aponeurose von medial nach lateral und von lateral nach medial gekreuzt und schließlich fest mit Vicrylnähten in maximaler Spannung vernäht.
Durch den Stressbypass des Fiber-Tapes oder der PDS-Kordel können sofort milde Bewegungsübungen in Plantarflexion durchgeführt werden. Zur biologischen Unterstützung werden am OP-Ende sowohl Wachstumsfaktoren als auch Fibrinkleber zur Erhöhung der Fibroblastenaktivität eingespritzt.
Die Nachbehandlung erfolgt im Variostabil-Schuh.
Infektsituation
Bei einer massiven Infektion wird der Infekt offen saniert und teilweise bei Hautdefekten mit Débridement und Vakuum-Anlagen über mehrere Etappen operativ behandelt, bis eine stabile Weichteilsituation und infektfreie Situation erreicht ist.
Nach vollständiger Stabilisierung der 1a Weichteile wird die endoskopische Semit-T-Transplantation in beschriebener Technik durchgeführt.
Die Ergebnisse unserer Studie zum endoskopischen Semi-T-Transfer mit dem VISA-A-Score und dem VAS-Score (n = 48 Patienten) zeigen eine erfolgreiche Rekonstruktion der Achillessehne mit einem VISA-A Score von 71.38 ± 24.53 (29-100) und guten VAS-Score-Werten. Die Ergebnisse sind sehr gut, 1c aber natürlich hinsichtlich Kraft, Funktion und Patientenzufriedenheit nicht vergleichbar mit frischen, optimal ausheilenden Rupturen. Es ist hier auch zu bedenken, dass die Patienten eine lange Leidensgeschichte und eine massive Muskelatrophie haben, sodass die Funktion ad integrum nicht wiederherzustellen ist.
Fazit
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die endoskopische Achillessehnenchirurgie in Defekt- und Infektsituationen durch den Semi-T-Transfer eine erfolgreiche Behandlung darstellt, vor allen Dingen bei kritischem Weichteilmantel.
Der Semi-T-Transfer hat den Vorteil, eine anatomische Technik zu sein im Vergleich zum Flexor hallucis longus- oder Peroneus brevis-Transfer.