Mai 2025 – Ausgabe 45

Mako Smart Robotics™: die beste Entscheidung meines Lebens – eine persönliche Geschichte aus meinem Spezialgebiet Endoprothetik

Dr. med. Jochen Jung
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Wie alles begann

Angefangen hat alles schon sehr früh – im Jahr 1999. Ich war gerade frisch ausgebildeter Arzt und hatte meine erste Stelle in der Orthopädie angetreten. Da mich Innovation und Computer schon von jeher interessierten, habe ich mich direkt gemeldet, als die Frage aufkam, wer in das Robotik Team wollte. Mein damaliger Chefarzt Prof. Siebert war ebenfalls sehr innovativ und hat dafür gesorgt, dass wir einen der ersten OP-Roboter (namens CASPAR) bekamen. Leider waren die ersten Operationen von vielen technischen Problemen und Unterbrechungen geprägt. Daher konnte sich die damalige Technik nicht durchsetzen, und die beiden Robotiksysteme verschwanden komplett vom Markt. Robotik war danach für viele Jahre kein Thema mehr in Deutschland.

Parallel dazu wurde in Fort Lauderdale, Florida, im Jahr 2004 durch Rony Abovitz die Mako Surgical Group gegründet, die den ersten Mako Roboter entwickelte. Mit diesem Roboter der ersten Generation war lediglich die Implantation von sogenannten monokondylären Schlittenprothesen möglich. Die ersten Operationen wurden im USBundesstaat Florida durchgeführt. Im Dezember 2013 wurde dann die florierende Mako Surgical Group von dem großen amerikanischen Medizinproduktehersteller Stryker übernommen  und ins Unternehmen integriert. Von  da an startete der Siegeszug des Mako Smart Robotics™-Systems über die Welt. Aktuell ist das System in 43 Ländern und in allen US-Bundesstaaten in Betrieb.

Anfängliche Skepsis wich Neugier

Viele Jahre später – ich war inzwischen selbst Chefarzt und Leiter eines Endoprothesenzentrums der Maximalversorgung – wurde mir 2015 erneut ein Robotiksystem vorgestellt. Natürlich war ich nach den ersten Erfahrungen 15 Jahre zuvor sehr kritisch, denn letztlich trage ich als Chefarzt die Verantwortung für die mir anvertrauten Patientinnen und Patienten, die in meiner Abteilung operiert werden.

Zwischenzeitlich hatte die Technik jedoch in allen Bereichen enorme Sprünge gemacht. So gab es Ende der 1990er Jahre z. B. noch keine Smartphones, das erste iPhone kam 2007 auf den Markt. Und der Wunsch, meine Patientinnen und Patienten optimal und auf dem neuesten Stand der Technik zu versorgen, war weiterhin mein größter Antrieb. Gleichzeitig gab es aber Anfang der 2000er Jahre in der Endoprothetik nur wenige Innovationen, und diese lagen überwiegend im Bereich des Prothesenmaterials. Ansonsten war diese Zeit eher von Stagnation geprägt.

Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Robotik war dieses Thema in Deutschland jedoch äußerst negativ belegt. Deshalb war auch ich sehr skeptisch, als der Hersteller des neuen Robotiksystems auf mich zukam, um mir die Neuerung vorzustellen. Neugier sowie eine gewisse Enttäuschung, dass wir in der orthopädischen Chirurgie im Prinzip immer noch operierten wie vor 30 Jahren, haben mich dann letztendlich zuhören lassen.

Das Mako Smart Robotics™-System war zum damaligen Zeitpunkt in den USA bereits über zehn Jahre erfolgreich im Betrieb und hatte eine entsprechende Zulassung der FDA (Federal Food & Drug Administration). Daher stimmte ich zu, als mir der Hersteller ein Treffen mit einem bereits erfahrenen orthopädischen Chirurgen anbot. So machte ich mich auf den Weg, um Seth Jerabek aus dem Hospital for Special Surgery (HSS) in New York zu treffen. Das HSS ist eine in den USA führende Klinik für Orthopädie, die zu dem Zeitpunkt bereits vier (!) Mako Roboter im Einsatz hatte. In den gesamten USA waren es bereits über 300 Robotiksysteme.

Das „next big thing“

Den Roboter im Einsatz zu sehen, hat mich letztlich überzeugt: Was ich da gesehen habe, würde das berühmte „next big thing“ sein. Trotzdem blieb das Problem, einer solchen Maschine so weit zu vertrauen und dies in einer Operation umzusetzen. Letztlich bin und bleibe ich verantwortlich für die Operation.

Mittlerweile war Mako durch den heutigen Hersteller Stryker aufgekauft und in den Konzern integriert worden. Damit war es möglich, die Hüftprothese Accolade® und die Knieprothese Triathlon®, die ich bereits seit Jahren nutzte, mit dem Mako Smart Robotics™-System zu implantieren

(Abb. 1–5). Dies hat dann letztlich die Entscheidung erleichtert, denn – geprägt durch die Ausfälle der alten robotischen Systeme – war es mir sehr wichtig, wie ich agieren kann, wenn das System ausfallen sollte. Dies war nun kein Problem mehr, da das Prothesensystem, welches ich damals schon über zehn Jahre kannte und auch als Instruktor begleitet und gelehrt hatte, nun mit dem Robotiksystem verbunden war.

Harte Überzeugungsarbeit

Nun gut, ich war also überzeugt, dass dieser Mako das „next big thing“ ist, aber wie erkläre ich das meinem Team? Und wie meiner Verwaltung? Denn letztlich ist so ein System eine kostspielige Anschaffung für den Krankenhausträger.

Eigentlich war ich in der glücklichen Situation, als Chefarzt insgesamt fünf sehr erfahrene orthopädische Chirurginnen und Chirurgen als Oberärztinnen und -ärzte in meinem Team zu haben. Genau das kann aber auch ein Problem sein, denn man bekommt dann natürlich die Antwort: Chef, warum sollen wir etwas ändern? Sind wir nicht gut genug? Wir können das auch so! Ähnliches kam vom Team im OP und von der OP-Pflege, für die diese Innovation einen immensen Arbeitsaufwand bedeutete. Bei ohnehin schon hoher Auslastung war das ein Drahtseilakt. Nach langen Gesprächen und viel Überzeugungsarbeit konnte ich letztlich mit einer Oberärztin und einer OP-Schwester in das Abenteuer Robotik starten.

„Woher kommt eigentlich der Name Mako? Man würde ja zunächst vermuten, dass es sich um eine Art Abkürzung handelt. In Wirklichkeit war der Namensgeber ein Hai, der in den Gewässern vor Florida vorkommt.“

Glücklicherweise war der Geschäftsführer meines Krankenhauses offen für Innovationen. Aber auch hier bedurfte es einiger interner Gespräche sowie eines „Ausflugs“, bei dem sich der damalige Geschäftsführer das System ansehen konnte. Nach langen und nicht immer einfachen Verhandlungen auch mit dem Hersteller gab es dann nach über einem Jahr endlich grünes Licht! Zu diesem Zeitpunkt gab es nur eine einzige Klinik in Deutschland, die den Mako Roboter im Routinebetrieb hatte, eine weitere mit nur einer Applikation.

Nach der Vertragsunterschrift musste ich zunächst einen Kurs besuchen, denn nur nach erfolgreichem Abschluss eines Zertifizierungskurses darf man das System am Menschen anwenden. Nachdem ich den Kurs in einem Trainingscenter absolviert hatte, konnte es Ende 2017 nach fast anderthalb Jahren Vorlauf losgehen. Unter großer Aufmerksamkeit des gesamten OP-Teams haben wir dann die ersten Operationen durchgeführt. Das Gute an dem System ist, dass bereits die erste Prothese perfekt sitzt – und so war es auch!

Da wir als Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung sehr viele Eingriffe durchführten, waren wir sehr schnell eines von zwei Zentren in Deutschland mit der größten Mako Erfahrung. Da ich ja bereits Instruktor für den Hüftzugang/Prothese und fürs Kniesystem war, wurde mir relativ schnell die Ehre zuteil, als einziger Deutscher als Instruktor für das System andere Chirurginnen und Chirurgen ausbilden zu dürfen. Außerdem kamen auch zunehmend Interessierte der orthopädischen Chirurgie aus dem Inund Ausland zur Hospitation an meine Klinik. Ein Highlight war dann der Besuch der ESSKAFellows. Hier reisen vier aufstrebende Chirurginnen und Chirurgen durch Europa, um sich die neuesten Techniken anzusehen und darüber zu lernen. Normalerweise wird nur großen Universitätskliniken oder einer Klinik wie der ATOS Klinik Heidelberg die Ehre eines Besuchs der ESSKAFellows zuteil.

Der Wechsel in die ATOS Klinik Heidelberg

Mittlerweile wurde die ATOS Klinik Heidelberg unter Leitung von Prof. Hajo Thermann auf die Robotik aufmerksam. Mit dem Anspruch, immer Spitzenmedizin  zu bieten, wurde der Entschluss gefasst, ebenfalls ein Mako Smart Robotics™- System anzuschaffen. Aber – typisch ATOS – man hat sich direkt umgesehen, wer in Deutschland bereits viel Erfahrung hatte, und so klingelte eines Tages mein Telefon, und mir wurde angeboten, an der ATOS Klinik Heidelberg zu arbeiten. Wenn man ein solches Angebot bekommt, zögert man nicht lange, und es wurden rasch Nägel mit Köpfen gemacht. Seit 2021 binich nun in der ATOS Klinik Heidelberg tätig mit dem Schwerpunkt Hüftund Kniegelenkersatz mit dem Mako Smart Robotics™-System (Abb. 6).

Nach mittlerweile sieben Jahren Erfahrung mit dem System und knapp 1.000 implantierten Prothesen bin ich nach wie vor überzeugt, dass Mako das beste am Markt befindliche System ist und auch weiterhin das einzige, mit dem ich sowohl Knieals auch Hüftendoprothesen implantieren kann. Die dreidimensionale Planung in Kombination mit der haptischen Steuerung ist immer noch unerreicht. Ich freue mich schon auf die kommenden Mako Innovationen im Bereich Schulterendoprothetik und Wirbelsäulenchirurgie. Die Mako Robotik hat mir gezeigt, dass manchmal der Weg in die Zukunft die beste Wahl ist – nicht nur für unsere Gesundheit, sondern für unser gesamtes Wohlbefinden.

Was ist Mako-Robotik?

Mako Robotik ist ein System, das speziell für orthopädische Eingriffe entwickelt wurde, vor allem für Hüftund Knieoperationen. Der Roboter arbeitet in enger Zusammenarbeit mit dem Chirurgenteam, indem er präzise und individuell angepasste Bewegungen ermöglicht. Dabei handelt es sich nicht um eine vollständige Automatisierung der Operation, sondern um eine Unterstützung für die Behandelnden, die es ihnen erlaubt, noch exakter zu arbeiten.

Durch die präzisen 3D-Modelle, die das System vorab aus den Bilddaten der Betroffenen erstellt, kann die Chirurgin bzw. der Chirurg den Eingriff exakt planen und die bestmögliche Vorgehensweise auswählen. Dies führt zu einer geringeren Belastung für die Patientinnen und Patienten, zu einer optimalen Platzierung der Prothese und zur schnelleren Heilung.

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