Mai 2020 – Ausgabe 35
DEUTSCHES GELENKZENTRUM veranstaltete „4. Update Gelenkchirurgie“ in Heidelberg
Zum vierten Mal hat das Deutsche Gelenkzentrum (DGZ) Heidelberg zu einer Fortbildungsveranstaltung in das Alte Betriebswerk der Bahn in Heidelberg eingeladen. Knapp 100 Ärzte und Physiotherapeuten sind am 30. November 2019 der Einladung gefolgt und konnten in den auch architektonisch beeindruckenden Räumlichkeiten des „Alten Betriebshofs“ in Heidelberg den interessanten Vorträgen folgen. Den Auftakt machte Dr. Wolfram Wenz, der als Fußexperte Probleme und Lösungsmöglichkeiten posttraumatischer Fußfehlstellungen vorstellte. Mit beeindruckender Videodarstellung von zahlreichen Fehlstellungen prä- und postoperativ zeigte er die faszinierenden Möglichkeiten auf, auch erhebliche Fehlstellungen zu behandeln und insbesondere unter funktionellen Aspekten dem Patienten einen erheblichen Zugewinn zu ermöglichen, auch wenn die postoperative röntgenologische Dokumentation häufig nicht der bekannten anatomischen Zuordnung der zahlreichen Gelenkstrukturen entspricht und zu Verwunderung führen kann. Prof. Dr. Holger Schmitt präsentierte die Behandlungsmöglichkeiten der häufigsten „Sportlerverletzung“, der Umknickverletzung des oberen Sprunggelenkes. Auch wenn je nach Schweregrad und Klassifizierung der Verletzungen in mehr als 90 Prozent der Fälle eine konservative Behandlung mit physiotherapeutischen Maßnahmen und externen Stabilisierungshilfen möglich ist, gibt es Indikationen zum operativen Vorgehen. Insbesondere die Begleitverletzungen, d. h. Knorpelschäden und Verletzungen der vorderen Syndesmose, spielen hier bei den Bandverletzungen eine besondere Rolle.
Welche Ursachen zu Schmerzen nach einem Kniegelenkersatz führen können, stellte Prof. Dr. Rudi G. Bitsch anhand einiger Fallbeispiele dar. Neben mechanischen Ursachen spielt häufig der Weichteilapparat um die Gelenke herum eine große Rolle, sodass in den meisten Fällen konservative Maßnahmen zu einer Rückbildung der Beschwerden führen können und eine operative Revision nur nach ausführlicher Analyse der möglichen Gründe erfolgen sollte. Seit 1. Januar 2020 verstärkt PD Dr. Marc Schnetzke das Team des DGZ. Er widmete sich in seiner Präsentation seinem wissenschaftlichen und klinischen Schwerpunkt – dem Ellenbogen. Der Ellenbogenschmerz und seine Ursachen standen im Mittelpunkt. Neben den klassischen Überlastungsreaktionen mit Degeneration der Sehnen am Ansatz in der Ellenbogenregion können auch Instabilitäten oder funktions-behindernde Schleimhautfalten zu Schmerzen führen. Die Möglichkeiten der Abgrenzung dieser Ursachen und deren Therapiemöglichkeiten wurden dargestellt. In einem sehr unterhaltsamen Vortrag berichtete Prof. Dr. Markus Loew über seine persönliche Historie und die entsprechenden „Behandlungsphasen“ im Umgang mit den Bandzerreißungen und Instabilitäten im Bereich des Akromio-Klavikulargelenkes. Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und aufgrund eigener Erfahrung kommt er zu dem Schluss, dass trotz zahl-reicher operativer Stabilisierungsmöglichkeiten die konservative Therapie in den meisten Fällen zu ähnlich guten, teilweise besseren Ergebnissen führt. Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte Dr. Sven Lichtenberg die Möglichkeiten auf, die bei Problemen nach Implantation einer Schulterendoprothese dem Operateur bleiben, um noch eine Funktionsverbesserung zu erzielen. Neben den nach prothetischer Versorgung verbleibenden und zur Revision zur Verfügung stehenden knöchernen Strukturen spielt insbesondere die Stabilität der Gelenke eine erhebliche Rolle.
In den Pausen hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die Ausstellung der Industriepartner zu besuchen und verschiedene Hilfsmittel und auch Prothesenmodelle „in die Hand“ zu nehmen. Die sich an die Vorträge anschließende lebhafte Diskussion fand ihre Fortsetzung beim gemeinsamen Ausklang der Veranstaltung im entspannten Umfeld im Betriebshof. Teilnehmer, Industriepartner und Veranstalter zeigten sich sehr zufrieden mit dem 4. Update, sodass eine Neuauflage im Herbst 2020 geplant wird.
Prof. Dr. Holger Schmitt
gelenkzentrum@atos.de